In seinem Film zeigt Michael Verhoeven anhand der
konkreten Geschichten von Betroffenen die Ausgrenzung, Entrechtung, Enteignung und schließlich Deportation der deutschen Juden auf. Den zentralen Themenbereich des Filmes bildet - angeregt durch eine vom Historiker
Wolfgang Dreßen initiierte Ausstellung - die sogenannte "Arisierung" jüdischen Eigentums und Vermögens, die vollständige Ausraubung der jüdischen Bevölkerung.
Der vor allem durch seine Spielfilme bekannte Regisseur ("Die weiße Rose") lässt dabei deutlich werden, wie weit-reichend die Bevölkerung an der "Arisierung" in Deutsch-land und den besetzten Ländern beteiligt war.
"Menschliches Versagen" ist nicht nur vergangenheits-orientiert, sondern findet immer wieder Anknüpfungs-punkte im Hier und Jetzt. So ist etwa die Rede von Beam-ten, der nicht nur Enteignung, sondern auch Restitutionen zurückgekehrter Juden durchführten, oder von Ober-finanzdirektionen, die bestimmte Unterlagen auch über 60 Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur noch immer nicht freigeben wollten.
"Die Erben der Arisierung" -
Vom Umgang heutiger Eigentümer mittel-ständischer Familienunternehmen mit der NS-Vergangenheit ihrer Firmen und Familien
Vortrag von Armin H. Flesch (Freier Journalist und Autor)
Erinnerung und Wahrhaftigkeit sind von zentraler Bedeutung in einer Zeit, in der antisemitische Ressentiments zunehmen und bei Umfragen mehr als 50 Prozent der Befragten mit dem Begriff Auschwitz nichts anzufangen wissen.
Zum Erinnern an die Zeit des Nationalsozialismus gehört auch die Aufarbeitung eines vergleichsweise wenig beachteten, aber bis heute nachwirkenden Verbrechens: Die "Arisierung" genannte Enteignung der deutschen und europäischen Juden.
Den Anfang machte eine E-Mail an Armin H. Flesch vom 20. Juni 2014. Geschrieben hatte sie der Enkel eines ehemaligen Frankfurter jüdischen Unternehmers, dessen Firma Mitte der 1930er Jahre "arisiert" worden war. 80 Jahre später behaupteten die Nachkommen des einstigen "arischen" Inhabers wahrheitswidrig, ihr Unternehmen blicke auf "100 Jahre Familientradition" zurück.
Die Suche nach alten Unterlagen führte Armin H. Flesch zu weiteren, teils spektakulären Arisierungsfällen. Er begann eine grundlegende Beschäftigung mit dem Thema, die bis heute andauert:
Wer profitierte vom legalisierten Raub und Mord an den Juden? Wie verhalten sich die heutigen Eigentümer
arisierter mittelständischer Familienunternehmen zur NS-Vergangenheit ihrer Firma und Familie? Welche Bedeutung hat die "Arisierung" für das Verständnis des Holocaust und der deutschen Gesellschaft vor und nach 1945? Welche konkreten Auswirkungen hat sie bis heute?
Diese und weitere Fragen stehen im Zentrum des Vortrags.
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