Fürstenwalde ist eine alte Stadt – urkundliche Ersterwähnung 1272 – mit wechselvoller Geschichte. Wir werden uns auf die neuere Stadtentwicklung konzentrieren. Zum einen auf die Jahrzehnte nach 1945, als 80% der Altstadt kriegszerstört waren und vor allem Wohnraum geschaffen werden musste. Der industrielle Wohnungsbau bestimmt seitdem das Erscheinungsbild der Innenstadt. Zum anderen auf die Zeit nach 1990, als in der Stadtmitte wieder über das Wohnen hinausgehende städtische Einrichtungen angesiedelt wurden: für Handel, Gastronomie, Kultur und Verwaltung als Basis eines vielfältigen städtischen Lebens. Seit 1994 ist die Stadtmitte Sanierungsgebiet.
Fürstenwalde ist eine von drei Domstädten in der Mark. Der Domturm galt und gilt als das Wahrzeichen der Stadt. Bis auf die Umfassungsmauern ausgebrannt, hat der Dom schwer verletzt den Krieg überstanden. Die Gemeinde begann sofort, aus eigenen Mitteln den Dom funktionstüchtig zu machen. Eine grundlegende Sanierung war erst nach 1990 möglich. 1995 wurde der Dom wieder geweiht. Im westlichen Innenraum mit modernen Einbauten versehen, ist er jetzt ein vielseitig nutzbares Gemeindezentrum. Das Dom-Umfeld wurde 1999 zum Sanierungsgebiet erklärt und wieder in einen dem Ort angemessenen Zustand versetzt.
Fürstenwalde war mehr als 300 Jahre lang Garnisonsstadt. Mit dem Abzug der sowjetischen Truppen 1994 verlor sie diesen Status und sah sich mit mehr als 500 Hektar militärischen Liegenschaften konfrontiert. Ein sehr mühsamer, aber auch erfolgreicher Konversionsprozess begann. Verbotene Orte wurden für das Leben in der Stadt wiedergewonnen. Sichtbare Zeichen sind z.B. über 300 Wohnungen in den historischen Backsteingebäuden der ehemaligen Ulanenkaserne und eine Eigenheimsiedlung auf einem Exerzierplatz.
Die Synagoge und der jüdische Friedhof wurden 1938 zerstört. Von der Synagoge ist nichts erhalten, zwei Gedenktafeln kennzeichnen den ehemaligen Standort. Der zu Teilen wiederhergerichtete Friedhof ist zum Erinnerungsort geworden.
1945 wurde in der 1940 für 500 Bewohner gebauten Reifenwerksiedlung das Internierungslager Ketschendorf als Speziallager Nr. 5 des sowjetischen Geheimdienstes NKWD eingerichtet, eines der schlimmsten seiner Art. Über 10 000 Menschen waren hier interniert, mehr als 4 600 überlebten die katastrophalen Bedingungen nicht. Nach zwei Jahren wurde das Lager aufgelöst und mit Schweigegebot belegt, die Siedlung wieder ihrer ursprünglichen Nutzung übergeben. Schon am 8. Mai 1990, lange vor Abzug der sowjetischen Truppen, gestalteten Überlebende die erste Gedenkveranstaltung. Eine 1991 gegründete Initiativgruppe, der auch Zeitzeugen angehören, arbeitet die Geschichte des Lagers auf, identifiziert Opfer und hält die Erinnerung wach.
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