Warum waren während der Zeit des Nationalsozialismus so viele Deutsche bereit, sich an der Vernichtung der europäischen Juden aktiv zu beteiligen? Prof. Dr. Stefan Kühl, Universität Bielefeld, geht davon aus, dass es die Einbindung in die Organisationen des NS-Staates war, die diese Menschen dazu gebracht hat, sich an Deportationen und Massenerschießungen zu beteiligen – und zwar unabhängig von den unterschiedlichen Motiven, die sie ursprünglich zum Eintritt in diese Organisationen bewogen haben.
Er belegt diese These mit dem theoretischen Instrumentarium der Soziologie und bezieht die einschlägige historische sowie psychologische Forschung mit ein. Kühl zeigt, was der Austausch zwischen wissenschaftlichen Disziplinen zu leisten vermag.
Prof. Dr. Stefan Kühl, Jahrgang 1966, studierte Soziologie, Geschichtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaft in Bielefeld, Baltimore, Paris, Chemnitz und Oxford. Er war an den Universitäten Bangui, Magdeburg, München, Hamburg und Venedig tätig. Seit 2007 ist er Professor für Soziologie an der Universität Bielefeld. Seine Forschungsschwerpunkte sind u. a. Gesellschaftstheorie und Organisationssoziologie.
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