Geschichte und Rezeption von Desertion - Annäherung an ein schwieriges Thema

Podiumsdiskussion

Die aktuelle Sonderausstellung „Fahnenflucht in den Westen. Sowjetische Deserteure und ihre deutschen Helferinnen und Helfer“ widmet sich einem Phänomen, das es nach der sowjetischen Militärtheorie über die „Interessenidentität von Volk und Armee“ gar nicht hätte geben dürfen: der Desertion von Rotarmisten. Desertion gehörte zu den schwersten Straftaten, die ein Angehöriger der sowjetischen Armee begehen konnte, nicht nur in Kriegszeiten. Fahnenflüchtigen drohte die Exekution. Wer ihnen half, machte sich selbst strafbar und wurde verfolgt.

Fahnenflucht ist aber immer ein Seismograf für den Zustand einer Armee, für die Akzeptanz der Truppe innerhalb der eigenen Bevölkerung und für die Durchsetzungskraft militärischer Normen. Soldaten, die abhauen, stellen die Rechtmäßigkeit militärischen Handelns in Frage. Gerade deswegen birgt der Umgang mit Deserteuren und Desertion oft Sprengstoff – tagesaktuell, aber auch in der historischen Forschung.

Zum Abschluss der Sonderausstellung Ende Juni soll der Blick noch einmal geweitet werden: Die Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße hat namenhafte Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Geschichtswissenschaften zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Sie werden die Desertion sowjetischer Soldaten in einen größeren historischen Kontext einordnen.

Analysiert wird das Phänomen Desertion am Beispiel von Deserteuren der Wehrmacht, der sowjetischen Besatzungstruppen in Österreich und der Nationale Volksarmee (NVA) der DDR. Dabei kommt auch Rezeption von Deserteuren und Desertion zur Sprache. Gerade die Anerkennung der Wehrmachtsdeserteure als Opfer nationalsozialistischen Unrechts war ein heiß umkämpftes Thema der bundesrepublikanischen Gedenkpolitik. 

Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind:

  • Doz. Dr. Barbara Stelzl-Marx, stv. Leiterin des Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung, Graz (Forschungen zur sowjetischen Armee in Österreich)
  • Dr. Rüdiger Wenzke, leitender wissenschaftlicher Direktor des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Potsdam (Forschungen zur Nationalen Volksarmee der DDR)
  • Dr. Magnus Koch, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Wien (Projekt „Politics of Remembrance“), freier Historiker, Autor und Kurator, Hamburg (Forschungen zu Deserteuren der Wehrmacht)

Moderation: Alfred Eichhorn, Berlin


Vor der Diskussion führt die Leiterin der Gedenkstätte, Dr. Ines Reich, um 18 Uhr durch die Sonderausstellung.

Bei schönem Wetter findet die Podiumsdiskussion im Freien statt.

Die Veranstaltung ist kostenfrei

 

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