Jiddisches, Skulpturales und Musik

Jürgen Rennert liest, flankiert von Original-Tonbeispielen im Perleberger Judenhof

„Bombelech“ bedeutet „Ohrringe“ und „meschuggo“ für „etwas verrückt“, entstanden aus dem hebräischen „meschugga“ und wurde als „Meschugge“ ins Deutsche übernommen. Jiddisch ist die glorreichste Promenadenmischung unter Europas Sprachen. Vor 1939 gab es zehn Millionen Menschen zwischen Lodz und Kiew, Riga und Iași, die Jiddisch ganz selbstverständlich als Sprache nutzten.

Heute gibt es wissenschaftliche Institute zur Erforschung der jiddischen Literatur und Kultur, doch als lebendige Sprache hat sie sich in den Resten jüdischer Gemeinden der alten Ostblockländer nicht erhalten. Dabei mutet ausgerechnet uns, die Deutsch sprechen, die Sprache der "Schtetl" irgendwie heimelig an. Wir können einzelne Worte der originalen Literatur eines Volkes verstehen, das unsere Großelterngeneration vernichten wollte – und dabei furchtbar weit gekommen ist.

Wenn heute jiddische Autoren wie Scholem Alejchem einigen noch bekannt sind, verdanken sie es nicht zuletzt deren Übersetzern und Nachdichtern wie Jürgen Rennert.  Dieser große alte Streiter für die jüdische und jiddische Kultur trägt nun, seine Textübertragungen des  Theatermanns Israil Bercovici (1921 - 1988) und des Autors Mark Rasumny (1896 - 1988) vor. Für das von Bercovici geleitete Staatliche Jüdische Theater aus Bukarest hat Jürgen Rennert selbst, gegen allerlei Widerstand, 1977 Auftritte in Ost-Berlin organisiert. Mark Rasumny ist der Autor des Buches „Auch im Herbst blühen die Bäume“ und „Eine Welt voller Wunder“, die Jürgen Rennert ins Deutsche übertragen hat.

Lesung mit Originaltönen am Freitag dem 25. Mai um 19:00 Uhr im Judenhof, Parchimerstraße 6a, 19348 Perleberg. Zu sehen ist hierbei auch die Ausstellung von Wieland Schmiedel mit seinen Denkzeichen.