
»Alle Neger sind hinterlistig, feig und faul.«, schreibt Gymnasiast N in einer Klassenarbeit. Als sein Lehrer ihn vor der Klasse zur Rede stellt, stößt er nur auf kalte, feindselige Ablehnung. Humanistische Anschauungen werden in der vorfaschistischen Gesellschaft der 1930er Jahre auf eine harte Probe gestellt. Der Lehrer sieht sich gezwungen, sich vorerst zu fügen, seine Ideale aufzugeben und ein Mitläufer zu werden.
Im vormilitärischen Ausbildungslager jedoch geraten die Konflikte innerhalb der Klasse außer Kontrolle. Ein Schüler wird ermordet, ein Mitschüler gerät unter Tatverdacht. Zwischen den beiden schwelte ein Streit, der wegen eines ausspionierten Tagebuchs eskalierte. Erst nach schwerem Ringen mit sich und Gott findet der Lehrer den Mut, in der Gerichtsverhandlung die Wahrheit zu gestehen: Er war es, der heimlich in dem Tagebuch gelesen hat. Dem Geständnis folgt die Entlassung aus dem Schuldienst – aber noch mehr: Weitere Zeugen finden die Kraft, ihre Wahrheit zu enthüllen … Der Lehrer aber hat keine Heimat mehr; ihm bleibt nur das Exil als Diener Gottes in Afrika.
In seinem 1937 erschienen Roman schildert Horváth die »seelenlose Verfassung der Jugend, die, abseits von Wahrheit und Gerechtigkeit, in einer unheimlichen Kälte heranwächst«, so der Klappentext der Erstausgabe. Zwischen biederer Bürgerlichkeit, brutalem Egoismus und heraufziehender Barbarei kämpft eine Generation um ihren Platz in der Welt. Diese »Jugend ohne Gott« geriert sich ebenso grausam, wie sie traurig verloren scheint. Doch Horváth legt mit seinem erfolgreichsten Roman auch ein Bekenntnis zu Gewissen und persönlicher Verantwortung ab.
Mehr Infos: Hans Otto Theater Potsdam
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