Auf ihre Tagung lädt die Amadeu Antonio Stiftung die ExpertInnen aus der Praxis ein, die tagtäglich mit den unterschiedlichen Erscheinungsformen des Antisemitismus konfrontiert sind. Die neuesten Ergebnisse aus der Wissenschaft bestätigen die Erfahrungen der PraktikerInnen vor Ort. Am Vormittag des 2. Dezembers stellt Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer von der Universität Bielefeld in Berlin die dritte Folge seiner Langzeitstudie zum Einstellungssyndrom der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit vor. Ein zentraler Bestandteil des GMF-Syndroms: der Antisemitismus, dessen Verbreitung in Ost- und Westdeutschland in der neuen Untersuchung noch umfassender erforscht wird. Die Zahlen sind erschreckend hoch. Wie antwortet die Praxis auf diese Herausforderung? Welche Handlungsmodelle zur Bekämpfung des Antisemitismus wurden bereits erprobt? Und welche Ansätze, Konzepte und Methoden gilt es in Zukunft zu entwickeln? Vor dem Hintergrund der aktuellen Forschungsergebnisse sollen die bisherigen Praxiserfahrungen entlang von vier wichtigen Themenfeldern - Erinnerung, Israelfeindlichkeit, Verschwörungstheorien und Religion -analysiert werden. Das Ziel: Gemeinsam neue Perspektiven für die Projektarbeit gegen Antisemitismus zu entwickeln! Programm 11:30 Begrüßung Anetta Kahane, Amadeu Antonio Stiftung Einführung: Andreas Zick, Universität Bielefeld Grußwort: Stephan Kramer, Generalsekretär Zentralrat der Juden in Deutschland 12:00 - 14:00 Workshops I AG 1: Zwischen Schlussstrichforderungen und Opferdiskursen: Die Zukunft der Erinnerung Input Theorie: Peter Kessen, Journalist Input Praxis: Doris Akrap, Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus Spotlights aus der Praxis: Anne Frank Zentrum, Antifa-Recherche-Team Dresden, Tacheles Reden! e.V., Netzwerk Döbeln Moderation: Roman Ronneberg, Miteinander e.V. Viele Deutsche beschäftigen sich heute lieber mit den Deutschen als "Opfer der Geschichte" als mit dem Massenmord an den europäischen Jüdinnen und Juden. In den jüngeren Generationen wächst die Distanz zum historischen Geschehen, zu dem in der deutschen Einwanderungsgesellschaft sehr unterschiedliche Bezüge vorzufinden sind. Welche Gefahren birgt dieser Wandel in der Erinnerungskultur? Wie kann eine Zukunft der Erinnerung aussehen, die die Geschichte nicht relativiert? AG 2: Antisemitismus und Religion: Interreligiöser Dialog als wirksame Gegenstrategie? Input Theorie: Eberhard Seidel, "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" Input Praxis: Jürgen Miksch, Interkultureller Rat in Deutschland Spotlights aus der Praxis: Hatikva e.V., Interreligiöses Zentrum Jerusalem, Kirchengemeinde Joachimsthal Moderation: Britta Kollberg, RAA Berlin Auch in migrantischen Communities ist Antisemitismus weit verbreitet. Insbesondere der islamistische Antisemitismus stellt eine ernstzunehmende Bedrohung für die Demokratie dar. Doch auch der christliche Antijudaismus aus der "Mitte der Gesellschaft" ist bis heute nicht verschwunden und versteckt sich in "moderneren" Erscheinungsformen. Kann Antisemitismus auf eine Unwissenheit über das Judentum zurückgeführt werden? Unter welchen Bedingungen kann interreligiöser Dialog eine wirksame Strategie gegen Antisemitismus sein? 14:00 - 15:30 Pause mit Imbiss 15:30 - 17:30 Workshops II AG 3: Projektionsfläche Israel: Antisemitismus und Nahostkonflikt Input Theorie: Andreas Zick, Universität Bielefeld Input Praxis: Steffen Andersch, Alternatives Jugendzentrum Dessau Spotlights aus der Praxis: BildungsBausteine gegen Antisemitismus, DGB-Bildungswerk Thüringen Moderation: Dierk Borstel, GDK/ZDK Die Mehrheit der europäischen Bevölkerung sieht in Israel DIE Gefahr für den Weltfrieden. Unter dem Deckmantel der "Kritik an Israel" wird der Nahostkonflikt zunehmend als Ventil für Antisemitismus genutzt. Jüdinnen und Juden auf der ganzen Welt werden mit Israel identifiziert und für einen "Vernichtungskrieg gegenüber den Palästinensern" verantwortlich gemacht. Wann ist Israelkritik antisemitisch? Ist es in der Bildungs- und Projektarbeit möglich, Antisemitismus zu thematisieren, ohne ihn auf Israel zu projizieren? AG 4: Das Gerücht über die Juden: Antisemitische Verschwörungstheorien Input Theorie: Lars Rensmann, FU Berlin Input Praxis: Barbara Schäuble, RAA Berlin Spotlights aus der Praxis: Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus, Tobias Ebbrecht/ Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" Moderation: Timo Reinfrank, Amadeu Antonio Stiftung Verschwörungstheorien haben nicht erst seit den Attentaten vom 11. September 2001, hinter denen nicht wenige Menschen Mossad und CIA als die "wahren Drahtzieher" vermuteten, weltweit Konjunktur. Der Mythos von der "jüdischen Weltverschwörung", die von den USA aus die Welt beherrschen soll, ist ein zentrales Element antisemitischen Denkens. Was macht Verschwörungstheorien so attraktiv? Wenn rationale Argumente sie nicht "entlarven" können, was hilft dann? 17:30 - 18:00 Kaffeepause 18:00 - 20:00 Podiumsdiskussion: Die Rolle der Zivilgesellschaft im Kampf gegen Antisemitismus Eröffnungsrede: Joschka Fischer, Bundesaußenminister Podium: Anetta Kahane, Amadeu Antonio Stiftung Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer, Universität Bielefeld Eldad Beck, Journalist Sanem Kleff, GEW Berlin Moderation: Christian Petry, Freudenberg Stiftung Bei der Bekämpfung des Antisemitismus sind nicht nur Staat und Justiz, sondern genauso die Zivilgesellschaft gefragt. Unter Berücksichtigung der Workshop-Ergebnisse vom Tage diskutieren ExpertInnen aus der Praxis sowie aus Politik, Wissenschaft und Medien über die Perspektiven zivilgesellschaftlichen und staatlichen Handels gegen Antisemitismus. Wie kann Antisemitismus auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene bekämpft werden? Wie können Ziele des Engagements konkret aussehen, welche Bedingungen sind dafür hilfreich? Hinweise: Einlass: ab 10.30 Uhr Aufgrund der Sicherheitskontrollen bitten wir um frühzeitiges Erscheinen. Eine Anmeldung zur Tagung ist dringend erforderlich! Bitte senden Sie ihre Anmeldung unter Angabe der gewünschten workshop-Nummern
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