Grenzziehungen zwischen privaten und öffentlichen Bereichen sind für das Selbstverständnis des liberalen Verfassungsstaats konstitutiv. Doch wo die Grenzen verlaufen sollen, ist notorisch umstritten. Privatheit und Öffentlichkeit sind Begriffe, die sich nur durch ihren Bezug aufeinander erhellen, und die historischem und kulturellem Wandel unterliegen. Gegenwärtig sind es nicht nur Entwicklungen der Informationstechnologien, die neue Möglichkeiten der Überwachung und Kontrolle bieten und düstere Szenarien vom „Ende der Privatsphäre“ provozieren. Auch grundlegende Wandlungen der Familien- und Geschlechterverhältnisse zwin-gen zu einer erneuten Reflexion über die politischen und moralischen Prinzipien, auf deren Grundlage bestimmt werden kann, wo der persönliche Nahbereich endet und wo die Verantwortung der Öffentlichkeit beginnt. Die Tagung will zu dieser Reflexion beitragen, indem sie philosophische und ideengeschichtliche Vertiefungen der Begriffe leistet und zeitgenössische Konflikte und Kontroversen in den Blick nimmt, anhand derer sich das Bedingungsverhältnis zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen erhellen lässt.
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