Dieses Seminar setzt unsere erfolgreiche Reihe "Spiele in der (politischen) Bildung" fort und beschäftigt sich diesmal mit der Frage, wie sich dem umstrittenen Prozess der Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen spielerisch und mit Spielen genähert werden kann
In einer Einführung wird untersucht, inwieweit die mit den Privatisierungen großer Infrastrukturbereiche wie Post, Telekommunikation, Energie oder Bahn geweckten Hoffnungen auf mehr Effizienz, Wachstum und Beschäftigung bisher erfüllt wurden. So hat die Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen in den vergangenen 15 Jahren u. a. zu einem Abbau von bis zu 600 000 Stellen geführt, die Bindungskraft des Tarifvertragssystems in Deutschland deutlich geschwächt und die Löhne in den betroffenen Branchen stark unter Druck gesetzt. Gegenwärtig schreiten Privatisierungen vor allem auf kommunaler Ebene und teilweise als „Private Public Partnerships“ (PPPs) voran. Aber auch hier sind die „Erfolge“ eher zwiespältig. Meinungsumfragen spiegeln zudem den erheblichen Legitimationsverlust wider. Auch regt sich immer mehr öffentlicher Widerstand. Zudem sind gegenläufige Entwicklungen zu Privatisierungen und Liberalisierungen durch Rekommunalisierungen und Re-Regulierungsbemühungen (Finanzmarkt, Post-Mindestlohn, Tariftreuediskussion) zu beobachten.
Spielerisch sollen in ausgewählten Brettspielen (Railroad Tycoon, Union Pacific, Volldampf, Ab die Post, Funkenschlag, Müll & Money, Lange Leitung, Big Shot, Sim Isle, Saludos Amigos etc.) und einem Planspiel die Konsequenzen der „Vermarktlichung“ öffentlicher Dienstleistungen für Gemeinwohlorientierung und öffentliche Haushalte ebenso beleuchtet werden wie Alternativen zur Staatsfinanzierung durch Privatisierungen. Dabei soll auch über mögliche Zielgruppen eines solchen Zugangs sowie die Praxistauglichkeit in der (politischen) Bildungsarbeit reflektiert werden.
Der Politikwissenschaftler Carsten Herzberg, Stadtverordneter und Mitglied im Aufsichtsrat der Stadtwerke Potsdam, wird das Modell „Partizipativer Stadtwerke“ vorstellen, mit dem eine höhere Kundenbindung erreicht und die Privatisierung vermieden werden soll.
Referenten: Detlef Rosky (Spielpädagoge), Michael Jahn (Bildungsreferent), Carsten Herzberg (Politikwissenschaftler, Stadtverordneter, Aufsichtsrat Stadtwerke Potsdam)
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