In Europa ist die offizielle Maxime eine Trennung von Staat und Religion. Tatsächlich aber ist diese Trennung in vielen europäischen Ländern so strikt nicht und umstritten: Gegen Protest hat der Europäische Gerichtshof Kruzifixe in Schulen abgesegnet, Kopftücher werden mal begrüßt, mal verbannt; in Großbritannien toleriert man eine Art Scharia-Justiz, während anderorts der Verfassungsschutz dagegen vorgeht; ein behauptetes Erstarken des Islam wird von einigen als Integrationserleichterung verstanden, von anderen als Gefahr für eine christlich-jüdische Tradition des Staates gewertet.
Wir werden diese Debatten untersuchen sowie den Fragen nachgehen, ob Religion in Europa tatsächlich auf dem Vormarsch ist und wie der sich als säkular verstehende Staat darauf reagiert. Die sich dahinter verbergenden grundlegenden Fragen der Religionswissenschaften, ob und gegebenenfalls in welcher Weise moderne Gesellschaften der Religion bedürfen, werden wir ebenfalls diskutieren. Die einschlägigen rechtlichen, philosophischen und soziologischen Grundlagen für die Suche nach Antworten werden vermittelt.
Programm
1. Tag Anreise bis 18.00 Uhr
- Was ist Religion?
Aspekte des Religionsbegriffs
2. Tag
- Säkularismus und Laizismus als Idee
Philosophische Klassiker der Trennung von Staat und Religion
Gastreferent: Timo Pongrac, Diplompolitologe, Mitarbeiter am Arbeitsschwerpunkt Theorie und Ideengeschichte des Otto-Suhr-Instituts der Freien Universität Berlin, Promotion zum Gottesbegriff in der politischen Theorie.
- „Unteilbare, laizistische Republik“ oder „Verantwortung vor Gott und den Menschen“
Die Verfassungen Frankreichs und Deutschlands im Vergleich - Die Kopftuchdebatte
in Frankreich, Deutschland und auf dem Seminar
3. Tag
- Kruzifix-Urteil, „christlich-jüdische Tradition“ und Scharia-Justiz – Religion auf dem Vormarsch?
Staatstragendes zur Religion auf dem Prüfstand
- Ob und gegebenenfalls in welcher Weise brauchen Gesellschaften Religion?
- Abschlussdiskussion
Das Seminar endet um 15.00 Uhr.
Die Referierenden
- Tilman Vogt, Diplompolitologe, Lektor und Publizist, Mitarbeiter in einem Projekt zu Martin Luther am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin
- Dr. Simon Paulenz, Richter und Politikwissenschaftler, langjähriger Seminareiter und -referent beim v.f.h.
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