TeilnehmerInnen: Anita Kugler, Historikerin und Journalistin Prof. Dr. Wolfgang Benz, Leiter des Zentrums fuer Antisemitsmusforschung an der TU Berlin Dr. Susanne Heim, Leiterin des Forschungsprojektes "Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus" am Max-Planck-Institut Moderation: Philipp Gessler, taz Einfuehrung: Lutz Dursthoff, Kiepenheuer&Witsch Anita Kugler ist einer ganz und gar unglaublichen Biographie auf die Spur gekommen. Das Schicksal des "juedischen SS-Offiziers" ist einmalig, weil sich in seinem Leben die Katastrophen und Absurditaeten der ersten Haelfte des 20. Jahrhunderts verdichten. Nichts ist so, wie es scheint. "Am 26. April 1948 wird Dr. Eleke Scherwitz, Regionalleiter fuer die Betreuung der Opfer des Nationalsozialismus in Oberschwaben, als mutmasslicher Kriegsverbrecher verhaftet." Mit diesem Satz beginnt Anita Kugler ihre Biographie ueber einen Mann, dessen Name und Herkunft unklar sind, der Kindersoldat bei einem Freikorps in Litauen war und sich spaeter zu einer der seltsamsten Figuren in der Geschichte der SS entwickelte. In Riga leitete er das KZ-Aussenlager "Lenta", in dem Luxusgueter fuer SS-Offiziere hergestellt wurden. Die bei ihm beschaeftigten juedischen Handwerker nannten ihn "Chaze", Kamerad, Beschuetzer, Lebensretter. Es war ein Konzentrationslager, in dem es alles gab, ausser der Freiheit. Gleich nach dem Krieg behauptete Scherwitz, in Wahrheit Jude zu sein, und jeder wollte ihm glauben. Unter amerikanischer Besatzung begann er eine antifaschistische Karriere, bis ihn seine Vergangenheit einholte.
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