Sie sind manchmal nur zwei Zentimeter groß, krumm und schief, hartnäckig in den Putz gekratzt. Kaum wahrnehmbar, ducken sie sich fast unscheinbar an die Wände: Namen, Initialen, Worte, Zahlen und Zeichnungen. Sie sind seltene individuelle Zeugnisse eines menschenverachtenden und lebensbedrohlichen Haftalltags, der nur solche lautlosen Schreie nach Leben und Freiheit zuließ. Von den Autoren heimlich aufgeschrieben, in völliger Ungewissheit des eigenen Überlebens, spiegeln sie in beklemmender Weise Ohnmacht, Isolation und psychische Belastung der Insassen.
Der vorliegende Band präsentiert die Ergebnisse eines mehrjährigen interdisziplinären Projektes zur Dokumentation und Erforschung der im Gefängnisgebäude vorhandenen Inschriften. Ausgehend von den Inschriften und auf Basis umfangreicher Archivrecherchen in Deutschland, Russland, Polen und den USA rekonstruieren die Autoren 49 Schicksale ehemaliger deutscher Inhaftierter und liefern eigene Beiträge zu den deutsch- und russischsprachigen Inschriften.
Programm
Begrüßung: Prof. Dr. Günter Morsch, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten
Grußwort: Thomas John, Sohn der ehemaligen Inhaftierten Else und Wilhelm John
Einführung: Dr. Ines Reich, Projektleiterin, Autorin, Leiterin der Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam
Musik: Jasper Libuda, Kontrabass
Im Anschluss besteht die Möglichkeit, an geführten Rundgängen durch den ehemaligen Haftkeller teilzunehmen und ausgewählte Inschriften zu sehen.
Das Projekt wurde gefördert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Mittelbrandenburgischen Sparkasse.
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Kommentare
KommentierenMit Fingernägeln in die Wand geritzt
Ein Buch dokumentiert 1500 Inschriften von Gefangenen in den Zellen des einstigen KGB-Gefängnisses in Potsdam. Das sind in vielen Fällen die letzten Lebenszeichen von Frauen und Männern, die nach Moskau verschleppt und hingerichtet wurden.
Kommentar in der Berliner Zeitung, 9.04.15
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