Tag der offenen Tür in der Gedenkstätte Lindenstraße

Führungen um 10:00, 13:00, 14:00, 16:00 und 18:00 Uhr

Ausstellung – Vortrag – Lesung – Theater

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Am 20. Januar 1990 veranstalteten das Neue Forum und die Sozialdemokratische Partei (SDP) einen ersten Tag der offenen Tür im ehemaligen Potsdamer Stasi-Untersuchungsgefängnis. Hunderte Menschen strömten an diesem Tag in die Lindenstraße 54. Auch wenn über dem großen Eingangstor ein Banner mit der Aufschrift „Lindenhotel - Haus für Alle“ prangte, war die Tätigkeit des DDR-Staatssicherheitsdienst an diesem Ort noch zum Greifen nah. Der nahezu authentisch erhaltene Zellentrakt sowie ehemalige Inhaftierte, die von ihren Erfahrungen berichteten, offenbarten erstmals Einzelheiten der politischen Repressions- und Verfolgungsmechanismen an diesem Ort.

25 Jahre danach gehört das „Haus für Alle“ durch die finanzielle Förderung vor allem durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, das brandenburgische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur und die Landeshauptstadt Potsdam sowie dank des Engagements der Fördergemeinschaft Lindenstraße 54 und vieler ehemaliger Häftlinge und weiterer Förderer zu den zentralen Gedenk- und Erinnerungsorten in Potsdam und Brandenburg.

Die deutsche Einheit machte eine umfassende Aufarbeitung der Verfolgungsgeschichte an diesem Ort erst möglich. Der 25. Jahrestag der deutschen Einheit bietet nicht nur die Möglichkeit zurückzuschauen, sondern auch einen Anlass, die Perspektive zu weiten und sich dem tiefgreifenden Wandel zu widmen, der durch die friedliche Revolution und den deutschen Vereinigungsprozess eingeleitet wurde.


Das Programm:

Um 12:00 Uhr laden die Gedenkstätte Lindenstraße und der Verein Perspektive hoch 3 e.V. zur Eröffnung einer Sonderausstellung mit anschließendem Empfang:

  • Perspektiven auf die Deutsche Einheit
  • Die Dritte Generation Ostdeutschland
  • Sonderausstellung vom 3. Oktober bis 8. November 2015
  • Dokumentarische Foto- und Filmarbeiten von Sven Gatter, Dörte Grimm
  • und Nadja Smith.

Um 14:30 Uhr laden wir ein zum Vortrag über die 89er Herbstrevolution in der brandenburgischen Provinz. Der Zusammenbruch der DDR-Gesellschaft wirft noch heute Fragen auf. Wie kam es dazu? Wer war verantwortlich? Der Mythos spricht von wenigen mutigen Oppositionellen und einem inaktiven Volk. Dr. Peter Ulrich Weiß (ZZF Potsdam) präsentiert neue Erkenntnisse, die zeigen, wie vielschichtig die friedliche Revolution in Brandenburg war.

Ab 15:00 Uhr liest Heidelore Rutz aus ihrer Biografie »Klopfzeichen. Mein Weg in die Freiheit: vom DDR-Ausreiseantrag zum Häftlingsfreikauf«. Der Ausreiseantrag bringt Familie Rutz 1983 ins Visier der Stasi. Bei einer Schweigedemonstration in Jena verhaftet, folgt die Untersuchungshaft in Potsdam. Für fünf Monate sind Klopfzeichen die einzige Möglichkeit, mit anderen Insassen zu kommunizieren, der Isolation zu entkommen. Für Heidelore Rutz steht fest: Was uns hier angetan wird, darf nicht vergessen werden. Nach ihrem Freikauf im Mai 1984 beginnt sie, das Erlebte aufzuschreiben.

theater 89 spielt um 17:00 Uhr seine Fassung von »HAFTHAUS« – ein Theaterstück nach den Erinnerungen und Briefen von Ralf-Günther Krolkiewicz (1955–2010). Der Potsdamer Schriftsteller und Schauspieler wird im Juli 1984 von der Stasi verhaftet. Mit seinen kritischen Texten habe er die »öffentliche Ordnung der DDR herabgewürdigt«. Vier Monate wird er im Stasi- Gefängnis Potsdam inhaftiert, dann zu 18 Monaten Gefängnisstrafe verurteilt. Nach einjähriger Haft wird er von der Bundesregierung in den Westen freigekauft. Seine Erinnerungen und Briefe sind ein berührendes Zeugnis vom Übergriff des Politischen ins Private. Später, von 1997 bis 2004, leitete Ralf-Günther Krolkiewicz als Intendant das Hans Otto Theater.
 

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