Nicht erst seit dem Ausbruch der Corona-Epidemie haben Verschwörungstheorien Konjunktur. Als Verschwörungstheorie wird dabei im weitesten Sinne der Versuch bezeichnet, einen Zustand, ein Ereignis oder eine Entwicklung durch eine Verschwörung zu erklären, also durch das zielgerichtete, konspirative Wirken einer meist kleinen Gruppe von Akteuren zu einem meist illegalen oder illegitimen Zweck. (Wikipedia) In der Forschung gelten sie als ein Krisensymptom oder als ein Überbleibsel mythischen, unaufgeklärten Denkens.
Psychologisch lassen sich Verschwörungstheorien als Paranoia deuten, wenngleich die Mehrzahl der Forscher den Anhängern von Verschwörungstheorien keine psychische Störung unterstellt. Häufiger sind Deutungen als Projektionen. Verschwörungstheorien dienen dem überlasteten Menschen in überfordernden Situationen zur Komplexitätsreduktion und zur Aufrechterhaltung des Glaubens an die Durchschaubarkeit der Realität und die Selbstwirksamkeit des Subjekts.
Während der COVID-19-Pandemie wurden 2020 zahlreiche Falschinformationen und Verschwörungstheorien verbreitet, nach denen das Coronavirus SARS-CoV-2 etwa als biologische Waffe im Genlabor erschaffen worden wäre. Der US-amerikanische Investor George Soros und der Microsoft-Gründer Bill Gates werden als Drahtzieher der Pandemie dargestellt. Auch gibt es die Verschwörungserzählung, der neue Mobilfunkstandard 5G sei für die Corona-Pandemie durch eine Schwächung des Immunsystems verantwortlich oder sogar der Auslöser.
Andere Verschwörungstheorien behaupten, dass hinter der Pandemie eine „zionistische Lobby“ bzw. ein amerikanisch-jüdisches Komplott stehe. Von rechtsextremer Seite wurde Israel unterstellt, es steuere die Krankheit, da es einen Impfstoff habe und davon profitieren wolle. Andere wiederum behaupteten, im Zuge der Krise solle die Abschaffung des Bargelds durchgesetzt werden, mit einer möglichen Impfung solle eine Gedankenkontrolle erreicht werden oder das Virus existiere in Wahrheit gar nicht: Mit der Medienhysterie wollten die Eliten nur von ihren sinistren Plänen ablenken.
Das Seminar untersucht Ursachen und Wirkungen solcher Verschwörungstheorien, vor allem aber Gegenstrategien. Dabei werden auch Spiele zum Thema vorgestellt, erprobt und ihr Einsatz in der pädagogischen Praxis diskutiert.
Referenten:
- Jan Rathje, Politikwissenschaftler Amadeu-Antonio-Stiftung, Verschwörungstheoriereferent
- Tobias Jaecker Kommunikationswissenschaftler, Journalist und Autor, Verschwörungstheorienreferent
- Moritz Schneider, HochVier – Gesellschaft für politische und interkulturelle Bildung e. V., Bildungsreferent in der pol. Erwachsenenbildung
- Marc Schreiber, Spielpädagoge Here & Now, Bildungsreferent in der pol. Erwachsenenbildung
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