Wer in Deutschland vor 1871 „Versailles“ sagte, der meinte die Residenz dreier französischer Könige, die allesamt Ludwig hießen (XIV., XV. und XVI.). Wer diesen Begriff von 1871 bis 1919 benutzte, der spielte auf die Proklamation des neuen deutschen Kaisers Wilhelm I. im Spiegelsaal an. Wer hingegen nach 1919 diesen Namen im Munde führte, der bezog sich auf den Friedensvertrag nach dem Ersten Weltkrieg. In jedem Fall wirkte der sich ändernde Mythos Versailles.
Seit seiner Errichtung im 17. Jahrhundert war dieses Schloss, seine glanzvolle Hofhaltung und sein Garten in Deutschland zunächst oft kopiertes Vorbild. Es war Symbol für Aufstieg und Niedergang der absoluten Monarchie, diente als Ort für Vertragsabschlüsse, Proklamierungen, Versammlungen und Ausstellungen. An seinem Beispiel kann deutsch-französische Militär- und Demokratie-Geschichte erzählt werden. Dies beinhaltet die Verbindungen Potsdam-Versailles.
Die Väter und Mütter des Grundgesetzes tagten 1948/49 auf Herrenchiemsee unweit des Schlosses von König Ludwig II. von Bayern, der hier eine Miniaturkopie von Versailles errichten ließ. Oberstleutnant Dr. Harald Fritz Potempa, Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, widmet sich im Vortrag dem Bedeutungswandel von Versailles in der deutschen Geschichte.
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