Wolfskinder: So nennt man die damals drei- bis sechzehnjährigen ostpreußischen Kinder, die sich zum Ende des Zweiten Weltkrieges – meist als Waisen auf sich allein gestellt oder mit einem Elternteil –auf einen von Hunger und Angst, Gewalt und Tod gesäumten Weg ins Baltikum machen mussten.
Am Dienstag, 26. Juni 2018 um 18:00 Uhr wird im Foyer des Landtages eine Ausstellung eröffnet, die den vom Betteln nach Essbarem gekennzeichneten „Brotweg“ einiger tausend Kinder in authentischen Berichten, Fotos und Filmen nachzeichnet.
Als die Rote Armee 1945 Ostpreußen eroberte, wurden zahlreiche durch den Krieg elternlos gewordene Kinder von dort vertrieben oder flüchteten nach Litauen, manche von ihnen später weiter nach Lettland oder Estland. Diese sogenannten „Wolfskinder“ haben Unvorstellbares erlebt: Der Tod naher Angehöriger, Vergewaltigungen, Angst, Hunger und der Verlust ihrer Heimat waren ständige Begleiter ihrer Kindheit. Ihre wahre Identität und auch ihre deutsche Staatsangehörigkeit erhielten sie größtenteils erst nach Ende des Ost-West-Konfliktes in den frühen 1990er-Jahren zurück. In der Folge kamen viele „Wolfskinder“ nach Deutschland als Spätaussiedler. Einige leben noch heute in Litauen.
Die Ausstellung „Wolfskinder: Auf dem Brotweg von Ostpreußen nach Litauen 1945–1948“ besteht aus zweiundzwanzig mobilen Ständen und zehn Video-Monitoren. Die Stände präsentieren, gestützt auf authentische Berichte ehemaliger „Wolfskinder“ und ergänzt durch Familienfotos und Dokumente, geschichtliche Ereignisse in Ostpreußen. Karten dokumentieren den entbehrungsreichen Weg der Kinder aus dem zerstörten Ostpreußen nach Litauen und ihre Wanderschaft durch die litauischen Ortschaften. Auf den Monitoren sind zwölf gefilmte authentische Berichte in litauischer und deutscher Sprache (mit Untertiteln) zu sehen.
Das Material für die Ausstellung haben das Museum der Okkupationen und Freiheitskämpfe beim Zentrum für Erforschung von Genozid und Widerstand der litauischen Bevölkerung, das Hugo-Scheu-Museum, das Litauische Zentrale Staatsarchiv, das Litauische Sonderarchiv, das Bundesarchiv, die Landmannschaft Ostpreußen e. V., das Bildarchiv Ostpreußen sowie Privatarchive der Familien ehemaliger „Wolfskinder“ beigesteuert. Die Ausstellung wurde mit Hilfe der Botschaft der Republik Litauen in Berlin, des in Litauen tätigen Vereins „Edelweiß-Wolfskinder“ sowie der Organisation „Kriegskinder“ in Gransee (Deutschland) umgesetzt. Einen Teil der Kosten hat die litauische Regierung übernommen.
Begrüßung:
- Landtagsvizepräsident Dieter Dombrowski
Grußworte und Einführung:
- SE Darius Jonas Semaška, Botschafter der Republik Litauen in der Bundesrepublik Deutschland
- Teresė Birutė Burauskaitė, Direktorin des Zentrums zur Erforschung von Genozid und Widerstand der Bevölkerung Litauens
- Olaf Pasenau, Wolfskind, Gründungsmitglied und 1. Vorsitzender des Vereins „Edelweiß-Wolfskinder“
Musikalische Begleitung:
Schülerinnen und Schüler des Strittmatter-Gymnasiums Gransee
Die Ausstellung im Foyer des Landtages Brandenburg ist vom 27. Juni bis 27. September 2018 montags bis freitags von 8:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. An gesetzlichen Feiertagen bleibt sie geschlossen.
Wir machen darauf aufmerksam, dass während der Veranstaltung Film-, Bild- und Tonaufnahmen angefertigt und gegebenenfalls veröffentlicht werden.
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