Das uckermärkische Potzlow gelang im Sommer 2002 durch den grausamen Mord an dem 16-jährigen Marinus Schöberl zur traurigen Berühmtheit. Die besondere Brutalität der Tat hatte eine Mediendiskussion zur Folge, eine hilflose Suche nach schnellen Erklärungen auf die Frage, wie so etwas geschehen konnte. Tamara Milosevic hat einen Dokumentarfilm gedreht, der nicht vordergründig nach Erklärungsversuchen für die Ursachen der Tat sucht. „ Der Mord gab den Ausschlag, aber er sollte nicht den zentralen Platz einnehmen. Ich wollte das Bild einer Gesellschaft 15 Jahre nach der Wende zeichnen und den Menschen eine Plattform geben.“, so die Regisseurin. Die Hauptfigur in ihrem Film ist Matthias. Er war Marinus bester Freund und er war es, der vier Monate nach der Tat seine Leiche gefunden hat. Seit dem leidet er an post- traumatischer Depression. Seine Eltern, wie sein gesamtes Umfeld, können kein Verständnis dafür aufbringen, warum er noch grübelt, die „schlimme Sache“ nicht endlich hinter sich lässt. Der Film begleitet Matthias und die Menschen in Potzlow in ihrem Alltag und zeichnet das Bild einer Gesellschaft, die von Perspektivlosigkeit, Frustration, Alkohol und latenter Gewalt geprägt ist. Tamara Milosevic wurde für diese Arbeit mit dem "First Steps Award" sowie auf dem Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar -und Animationsfilm ausgezeichnet.
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