Für Grafiker, Karikaturisten und Illustratoren aus der DDR gehörte es zur Berufsehre, keine gekauften Karten zum Jahreswechsel zu versenden. Jahr für Jahr kreierten sie kleine Kunstwerke, die sie dann mit guten Wünschen zum neuen Jahr an die Familie und Kollegen verschickten. Eine durchaus aufwändige und zeitraubende Angelegenheit, gab es doch weder Kopier- noch sonstige Geräte zur Vervielfältigung. Individualität und begrenzte Stückzahl machten die Karten noch wertvoller und zum begehrten Sammelobjekt.
Gerhard Trost starb im März 2013 im Alter von 77 Jahren.
Der in Frankfurt (Oder) lebende Gebrauchsgrafiker Gerhard Trost ist bis heute sowohl Empfänger als auch Versender dieser gestalteten Neujahrskarten und verfügt inzwischen über eine Sammlung von ca. 800 Karten aus fast 60 Jahren. Versteckte Anspielungen auf politische Zustände oder kritische Hinweise auf gesellschaftliche Missstände finden sich in den Neujahrsbotschaften ebenso wie fröhliche Situationskomik und künstlerischer Anspruch.
Bei einigen kann man Jahr für Jahr die Herausbildung des speziellen Stils ihrer Macher und die Festigung der künstlerischen Handschrift verfolgen, bei anderen die Haltung zur Politik der DDR entdecken.
Spannend ist, wie sich die Jahreswechsel 1989/90 und 1990/91 in den Karten spiegeln: Wie jeder andere DDR-Bürger, mussten auch Grafiker und Zeichner ihren Weg in die deutsche Einheit finden – ihre Erfahrungen kann man noch heute in den künstlerischen Miniaturen entdecken.
Mit Vergnügen fand man in den Grüßen Symbole, die häufig wiederkehren: Schnecken als Sinnbild schleppender Entwicklung in der DDR, Raben, Gänse, Nilpferde, die alle darauf verweisen, was in Frage stand oder zukünftig auf die Abrissliste kommen würde..."
Gerhard Trost, Grafiker, Frankfurt (Oder)
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KommentierenGrafiker Gerhard Trost gestorben
Frankfurt (jko) Der über die Grenzen der Stadt hinaus bekannte Grafiker
und Mitbegründer des Hauses der Künste und des Kunstvereins Gerhard
Trost ist tot. Er starb im Märze 2013 im Alter von 77 Jahren. Trost,
1935 in Sellin auf Rügen geboren, begann 1959 in Frankfurt als Werbe-
und Grafikdesigner bei der Dewag. Ab 1970 gehörte er acht Jahre lang der aus kritischen Köpfen bestehenden „Gruppe Frankfurt“ mit Joachim
Weidner, Peter Sottmeier und Peter Boye an, die in der DDR oft die
Grenzen der Freiberuflichkeit spürten.
Zuletzt stellte Trost im November 2011 in der Landeszentrale für politische Bildung in Potsdam aus.
Quelle: MOZ
"Das Theater geht weiter"
Neujahrskarten waren zu DDR-Zeiten eine innovative Kunstgattung
Kommentar zur Ausstellung von Arno Neumann in der MAZ vom 31.12.2011.
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