Und auf einmal ist Krieg

Krisen zeigen, wie wichtig langjährige Netzwerke sind. Engagement ist ein wesentlicher Bestandteil, damit sie funktionieren. Das sehen wir in diesen Tagen umso mehr.

Am 24. Februar 2022 begann die Russische Föderation auf Befehl von Wladimir Putin einen Angriffskrieg gegen die Ukraine.  Aufzuwachen und es herrscht Krieg in Europa – das war und ist für die meisten von uns bis zu diesem Zeitpunkt unfassbar. Wir reden viel darüber, wie es jeder Kollegin persönlich geht in der gegenwärtigen Nachrichtenlage, mit den Bildern von der Zerstörung, von Flucht und Protesten. Jede Kollegin entscheidet ganz individuell, wie sie sich in ihrer Freizeit engagiert und hilft.

Unmittelbar nach Beginn des Krieges erhielten wir zahlreiche Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern: Wo gibt es Informationen, wer weiß was, wen können wir noch fragen, was bietet die Landeszentrale an? Die Beratung zu solchen Fragen, die Unterstützung von Engagement, das Bereitstellen vertrauenswürdiger Informationen gehören zu unseren Kernaufgaben. Wir haben in kurzer Zeit eine Informationsseite zusammengestellt, die einen Überblick zu geprüften Informationen und aktuellen Hilfsangeboten bietet. Unsere Arbeit bewegt sich dabei immer in einem Netzwerk aus vielen Partnern. Gerade in Krisenzeiten wird deutlich, wie belastbar diese Zusammenarbeit ist und wie wichtig die verschiedenen Fähigkeiten und Perspektiven der Einzelnen.

Völkerrechtlerinnen, Militärexperten und Diplomatinnen sowie Mitarbeiter in verschiedenen internationalen Institutionen sind plötzlich so gefragt, wie vor ein paar Wochen die Virologinnen und Medizinexperten. Sie geben fundierte Antworten auf oftmals schwierige Fragen. Unaufgeregt und sachlich, da es ihr Forschungsbereich ist und sie sich auskennen. Aber auch menschlich, weil sie oft persönlich durch ihre Familien, Freunde, Kolleginnen und Bekannte betroffen sind.

Expertise aus Brandenburg

Bei der täglichen Nachrichtenschau ist mir aufgefallen, dass oft Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) zu Rate gezogen wurden. Dort gibt es seit langem ein starkes Forschungsfeld, das sich mit Osteuropa und seinen verschiedenen Ländern und Regionen beschäftigt. Sönke Neitzel ist einer der führenden Experten, was den Aufbau und die Funktionsweise der Bundeswehr angeht und gerade sehr gefragt. Er lehrt an der Universität Potsdam und ist momentan der einzige Professor für Militärgeschichte in Deutschland. Sein Standardwerk dazu ist bei uns im Buchshop zu finden.

Lesetipp

Das Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam hat schon erste Informationsveranstaltungen zur Lage in der Ukraine angeboten. Auch dort haben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammengesetzt und überlegt, was zeitlich und personell gestemmt werden kann. Wenn es Angebote gibt, informieren wir darüber auf unseren Seiten und unterstützen unsere Partner.

Das funktioniert besonders gut über die Förderung. Einige unserer freien Träger, wie die Bildungsstätte „Schloß Trebnitz Bildungs- und Begegnungszentrum e. V.“ pflegen langjährige Beziehungen nach Polen und Osteuropa. Sie haben unter anderem die Entwicklung in Ländern wie Georgien oder der Republik Moldawien im Blick.

Wenn in Förderanträgen von weniger bekannten Regionen wie Transnistrien und Abchasien die Rede ist, prüfen wir im Rahmen unserer Förderung auch immer, ob die Beschäftigung mit dem jeweiligen Thema im Landesinteresse liegt oder wie es in das gesamte Fördervorhaben eingebettet ist. Wenn ich jetzt durch die aktuelle Berichterstattung sehe, dass diese Regionen an der Grenze zur Ukraine liegen und als mögliche neue Konfliktherde eingestuft werden, dann freue ich mich, dass von uns geförderte Projekte schon darüber informiert haben.

Was die ehrenamtlichen Freiwilligen an den Bahnhöfen, in den Erstaufnahmeeinrichtungen und teilweise an den Grenzen zur Ukraine gerade leisten, verfolgen wir hier sehr aufmerksam. Auch ihre Netzwerke sind auf unserer Seite zu finden. Engagement ist ein wesentlicher Bestandteil funktionierender Netzwerke – das sehen wir in diesen Tagen umso mehr.

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Katrin Marx
© fbn

Katrin Marx ist Publikationsreferentin in der Landeszentrale und empfindet das als absoluten Traumjob. So konnte sie ihre beruflichen Ziele: "irgendwas mit Menschen" und "auf jeden Fall irgendwas mit Büchern" perfekt vereinen. Sie liest sich tagsüber durch die neuesten Sachbücher, stöbert nach Feierabend durch alle Genre und liest abends gerne und laut aus Kinderbüchern vor.

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