Die etwa 30-minütige Videodokumentation von Carola Stabe und Stefan Roloff soll das Leben und Wirken von Rudolf Tschäpe wieder stärker in das öffentliche Bewusstsein rücken. Sie sprachen mit FreundInnen und WeggefährtInnen und zeichnen mit den Interviews den Lebensweg eines Menschen nach, der das Leben in Potsdam entscheidend mitgeprägt hat. Die Videodokumentation wird auf die Fassade der Gedenkstätte Lindenstraße 54/55 für die Opfer politischer Gewalt im 20. Jahrhundert, einem ehemaligen Stasi-Untersuchungsgefängnis, projiziert. Wie durch ein geöffnetes Fenster geben die erzählten Berichte den Blick frei auf einen Mann, der aufbegehrte, ermutigte, begeisterte und Verantwortung übernahm. Rudolf Tschäpe, der Gründer der „Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer politischer Gewalt“, suchte bereits 1988 MitstreiterInnen, um eine sozialdemokratische Partei zu gründen. Er gehörte ein Jahr später zu den ErstunterzeichnerInnen des NEUEN FORUM.
Gegen viele Widerstände hat der studierte Physiker Rudolf Tschäpe in der ehemaligen DDR Kunstprojekte organisiert, wie etwa 1974 eine Ausstellung für den systemkritischen Künstler Wieland Förster auf dem Telegrafenberg in Potsdam. „Er hat Sachen losgetreten, die für viele im Gegenwartszustand schon wie legendär erschienen“, sagte der Maler Hendrik Grimmling über Tschäpe. Nach der Wende widmete sich Rudolf Tschäpe der Erinnerungskultur. Auf seine Initiative hin wurde die Förster-Skulptur „Das Opfer“ im Hof der Lindenstraße 54 und zehn Jahre nach dem Fall der Mauer die Bronzefigur der griechischen Siegesgöttin Nike an der Glienicker Brücke aufgestellt. 2002 ist Rudolf Tschäpe verstorben.
Die Videodokumentation ist ein Ausschnitt aus einem ausführlichen Internetporträt über Rudolf Tschäpe, das sich aus den vollständigen Interviews mit den ZeitzeugInnen und Bekannten zusammensetzt. Das Porträt wird demnächst auf der Internetseite der Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg zu sehen sein.
Das Projekt wird gefördert mit Mitteln des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg.
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KommentierenErinnerung an einen Kämpfer
Gerold Büchner in der Berliner Zeitung vom 8.12.11
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