
An ihre Kindheit im Schatten des Gulag erinnern sich acht Frauen und Männer, die fast alle in der Sowjetunion zur Welt kamen und deren deutsche, meist jüdische Eltern während der stalinistischen Säuberungen von ihren eigenen Genossen verfolgt oder ermordet wurden. In ihrer zweiten Heimat – der DDR – werden sie zum Schweigen verurteilt.
Grundlage des Films sind Gespräche, die Annette Leo und Loretta Walz in den Jahren 2006-2009 aufgezeichnet haben. Viele Interviewpartner haben zum ersten Mal über ihr Leben und das Schicksal ihrer Eltern in der Sowjetunion gesprochen. Das nach ihrer Einreise in die DDR verordnete Schweigen konnte für einige auch nach dem Fall der Mauer nur mühsam überwunden werden. Im wiedervereinigten Deutschland fürchten sie, dass nicht nur ihre Heimat, die Sowjetunion, sondern auch die kommunistischen Ideale ihrer Eltern in Misskredit geraten, wenn über das Schicksal ihrer Familien gesprochen wird. Zwischen diesen Lebensgeschichten liegen nicht nur 12.000 Kilometer, sondern inzwischen auch mehr als 60 Jahre.
In ihrem Film benutzen Annette Leo und Loretta Walz ausschließlich historisches Foto- und Filmmaterial, um über dieses bis heute wenig bekannte Kapitel der deutsch-russischen Geschichte zu informieren. Nach der Vorführung stellen sich die Filmemacherinnen den Fragen der Besucher.
Gäste:
- Loretta Walz, Regisseurin
- Annette Leo, Koautorin
Moderation:
- Dr. Martina Weyrauch, Leiterin der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung
In Kooperation mit dem Filmmuseum Potsdam und der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg
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Kommentare
KommentierenDas lange Schweigen
Kommentar zum Film von Gabriele Zellmann in der PNN vom 9. März 2012
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED - Diktatur
Dieser Film wurde nicht wie unser Gast irrtümlicher Weise vermutet von der Rosa - Luxemburg - Stiftung gefördert. Die Förderung übernahmen die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED - Diktatur und die Filmstiftung NRW. Wir freuen uns, diesen Film erstmals in Potsdam zeigen zu dürfen.
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen
Warum die Landeszentrale die Angst der Interviewten vor dem wiedervereinigten Deutschland in ihrem Veranstaltungsflyer so viel Platz einräumt, kann ich nicht nachvollziehen. Im Begleitheft zum Film steht das weniger auffällig als im Flyer. Angesichts dessen, was diesen Menschen und vor allem ihren Eltern im Reiche Stalins und Ulbricht angetan wurde, wäre eine solche Haltung schwer verständlich. Es sei denn, man begreift Kommunismus als Glaubenslehre.
Einer der acht Interviewten ist gläubiger Kommunist geblieben und hält die DDR z. B. auch nicht für einen wirklichen kommunistischen Staat, weil es im Politbüro überhaupt keine richtigen Kommunisten gegeben hätte. Ein weiterer fühlt sich im neuen Deutschland diskriminiert, weil er seinen russischen Pass behält. Er sieht es umgekehrt: Er behält seinen russischen Pass, weil...
Kein Wunder, dass die Rosa-Luxemburg-Stiftung diesen Film fördert.
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