In der ehemaligen Gedenkstätte in der Leistikowstrasse in Potsdam befand sich ab 1945 das zentrale Untersuchungsgefängnis der sowjetischen Geheimdienste, wo unzählige Deutsche unschuldig unter unsäglichen Verhältnissen litten, z.T. zum Tode verurteilt oder von da in den GULag verschleppt worden sind. Seit 1997 befand sich dort eine Gedenkstätte, die von Zeitzeugen, MEMORIAL Deutschland e.V. und ehrenamtlichen Helfern mit großer Resonanz betreut wurde, bis die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten sie übernahm.
In der Veranstaltung werden der 1. Sprecher der Zeitzeugen-Initiative, Bodo Platt aus Neuffen, ehem. Insasse in der Leistikowstrasse und GULag-Häftling und Dirk Jungnickel, seit Jahren engagiert für die Zeitzeugen, über Konflikte mit der Gedenkstätte berichten. Außerdem informieren sie über die anlässlich der Neueröffnung der ehemaligen Gedenkstätte am 18. April 2012 ab 13 Uhr stattfindenden Protestdemonstration sowie die Parallel-Veranstaltung in der nahe gelegenen Villa Quant.
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KommentierenPresseinformation des MWFK zur Gedenkstätte Leistikowstraße
Leistikowstraße:
Ausstellung wichtiger Beitrag für die historisch-politische Bildung
Staatssekretär Gorholt ruft zu sachlicher Auseinandersetzung auf
Am 18. April 2012 wird die Dauerausstellung zur Geschichte des Gefängnisses der sowjetischen Spionageabwehr „Smersch“ in der Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße feierlich eröffnet. Ehemalige Häftlinge, der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Staatsminister Neumann und der brandenburgische Ministerpräsident Platzeck werden zu Ehren der Menschen, die nach 1945 zu Opfern von Verbrechen, Unrecht und politischer Verfolgung geworden sind, Ansprachen halten und Kränze niederlegen.
Die Ausstellung leistet einen wichtigen Beitrag für die historisch-politische Bildung. Ausstellungen wie diese sind besonders wichtig, weil heute z. B. kaum noch vorstellbar ist, dass es sich seinerzeit lediglich um Pseudogerichte handelte, in denen es zu keiner Zeit um Wahrheitsfindung und Rechtssprechung ging. Insbesondere durch die Darstellung konkreter Schicksale wird die Dimension des stalinistischen Terrors auch für heute Jugendliche deutlich. Eindrücklich wird gezeigt, dass jede Denunziation, Kontakte mit Ausländern, das Eintreten für demokratische Rechte und Freiheit, aber auch weitaus geringfügigere Anlässe dazu führen konnten, als „Spion“ verhaftet und in Schnellverfahren verurteilt zu werden.
Den ehemaligen Häftlingen ist es hoch anzurechnen, dass sie sich angesichts schwerer Traumatisierungen ihren schmerzvollen Erinnerungen immer wieder aufs Neue stellen und als Zeitzeugen im Gespräch bleiben. Ihr Beitrag lässt die Auseinandersetzung mit politischer Verfolgung und Terror konkret werden.
Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur bedauert, dass der inhaltliche Dissens zwischen den Verbänden der stalinistisch Verfolgten und der Gedenkstättenleitung in den letzten Tagen eskaliert ist. Der Vorsitzende des Kuratoriums, Staatssekretär Gorholt, erklärt: „Ich rufe alle beteiligten Akteure zu einer sachlichen Auseinandersetzung und zur Deeskalation auf. Gegenseitige Schuldzuweisungen sind kein Mittel, um in dieser zugespitzten Situation Augenmaß zu wahren und zu einer sachlichen Debatte zu finden. Die unlängst in unsachlicher Form erhobenen Vorwürfe gegen den Verein ‚Gedenk- und Begegnungsstätte ehem. KGB-Gefängnis Leistikowstraße‘ e.V. sind nicht geeignet, verlorenes Vertrauen wieder herzustellen und den Konflikt zu deeskalieren.“
Der 18. April sollte von allen Beteiligten in Würde begangen und als ein Tag der Ehrung der Opfer verstanden werden. Nach der Eröffnung der neuen Dauerausstellung wird die Gedenkstätte ein integrierender, offener Ort der Begegnung, des Austauschs und des Miteinander werden.
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