Der andere Tag von Potsdam

Lesungen, Filmvorführungen, Vorträge und Diskussionen

Der andere Tag von Potsdam
Der andere Tag von Potsdam

Am 21. März 1933 wurde in Potsdam der erste Reichstag nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten eröffnet. Ganz bewusst wurde die Stadt als Traditionsort preußischer Geschichte für die feierliche Konstituierung ausgewählt.

Der „Tag von Potsdam” wurde in seiner Bedeutung immer wieder analysiert, interpretiert und diskutiert. Inzwischen ist er als „Potsdamer Rührkomödie” in die Geschichte eingegangen, als ein von langer Hand vorbereitetes Propagandastück der nationalsozialistischen Machthaber. Aber diese Interpretation ist anfechtbar. Hinter dem effektvoll inszenierten Bündnis mit den nationalkonservativen Eliten verbarg sich auch eine erbitterte Konkurrenz um die Geltungshoheit.

Das Zentrum für Zeithistorische Forschung und die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung veranstalten gemeinsam mit der Stiftung Garnisonkirche Potsdam, dem Filmmuseum Potsdam und dem Moses Mendelssohn Zentrum mit Lesungen, Filmvorführungen, Vorträgen und Diskussionen einen Tag der Reflexion und historischen Aufarbeitung in Potsdam.

Der „Tag von Potsdam” und das Jahr 1933 markieren den Beginn der nationalsozialistischen Diktatur. Inwieweit die damit verbundenen Veränderungen bereits 1933 für ganz unterschiedliche Bereiche und Gesellschaftsgruppen spürbar wurden, wird in der Veranstaltungsreihe „1933 als Zäsur?” nachgegangen. Die Reihe beginnt mit „Der andere Tag von Potsdam” und wird bis Ende des Jahres – jeweils einmal im Monat – das Jahr 1933 mit Blick auf dessen Bedeutung für die Kirche, das Militär oder die Region Brandenburg beleuchten.

9 Uhr / 10 Uhr / 11 Uhr Lesung
„Pünktchen und Anton”
von Erich Kästner

Buchcover "Pünktchen und Anton"
Es lesen Juliane Rumpel (Pfarrerin) und Klaus Büstrin (Journalist)

Im Jahr 2013 jähren sich zum 80. Mal die von den Nationalsozialisten initiierten und inszenierten Bücherverbrennungen. Juliane Rumpel und Klaus Büstrin lesen aus dem Buch „Pünktchen und Anton”. Erich Kästner gehörte zu den Schriftstellern, deren Bücher am 10. Mai 1933 unter dem Ruf des Feuerspruches „Gegen Dekadenz und moralischen Verfall. Für Zucht und Sitte in Familie und Staat...” öffentlich verbrannt wurden.

Eine Veranstaltung für Schüler (3.-5. Klasse) und Lehrer, Kinder und Eltern, Enkel und Großeltern.

Um Anmeldung wird gebeten: juliane.rumpel@evkirchepotsdam.de


16.45 Uhr Buchvorstellung
„Der Tag von Potsdam”
durch Wissenschaftler des Moses Mendelssohn Zentrums und den Verlag de Gruyter

Christoph Kopke und Werner Tress stellen den von ihnen beim Verlag de Gruyter herausgegeben Band „Der Tag von Potsdam” vor. Bekannte Historiker und Sozialwissenschaftler, darunter aus Potsdam Thomas Wernicke (HBPG), Martin Sabrow (ZZF), Thomas Brechenmacher (Uni Potsdam) und Kurt Schilde, beschreiben die Ereignisse rund um den 21. März 1933, ihre Kontexte und Nachwirkungen, ablesbar u.a. an der rapiden Gleichschaltung der deutschen Gesellschaft, der Zerschlagung demokratischer Strukturen und am Terror gegen Andersdenkende.


18 Uhr Vortrag und Film
Der „Tag von Potsdam” – eine Inszenierung und ihre Bedeutung
Gunter Fritsch (Landtagspräsident von Brandenburg) und Martin Sabrow (Historiker)

Der 21. März 1933 wurde immer wieder analysiert, interpretiert und diskutiert. Aus ihren unterschiedlichen Perspektiven beleuchten der Politiker Gunter Fritsch und der Historiker Martin Sabrow den „Tag von Potsdam” hinsichtlich seiner Bedeutung heute. Dazu werden bekannte, aber auch bislang unveröffentlichte historische Filmaufnahmen gezeigt, die die Inszenierung des Tages veranschaulichen.


20.30 Uhr Filmvorführung
„Emil und die Detektive”
R: Gerhard Lamprecht, D: Rolf Wenkhaus, Käthe Haack, Fritz Rasp, D 1931, 72‘

Emil sitzt im Zug nach Berlin, ihm gegenüber ein unheimlicher Herr mit steifem Hut. Das Fahren macht müde. Plötzlich schreckt der Junge aus einem Albtraum auf: Der Herr ist fort und mit ihm die hart ersparten 140 Mark für die Großmutter. In Berlin findet Emil Freunde, die ihm helfen wollen und es beginnt eine abenteuerliche Verfolgungsjagd durch die Straßen.

Mit Leuten wie Billy (damals Billie) Wilder war für die Dreharbeiten bei der Babelsberger Ufa ein junger Stab  zusammengekommen. Mit seiner temporeichen Erzählung, tollen Kinderdarstellern und einzigartigen Berlin-Aufnahmen wird der Film zu einem der lebendigsten Werke dieser Zeit. Ab 1933 wird „Emil” aus den Kino-Spielplänen gestrichen, bald endgültig, nachdem sein Autor Erich Kästner mit einem Arbeitsverbot belegt und seine Werke öffentlich verbrannt wurden.

Infos und Fotos zum Film auf filmportal.de


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Die MAZ verlinkt auf ein Video, in dem die kontroversen Emotionen deutlich werden, die mit dem "Tag von Potsdam" immer noch verbunden sind. http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12490510/60709/

Es war ein sehr gelungener Abend. Bei der Buchpräsentation war das Podium vielleicht ein bisschen zu voll für die kurze Zeit, aber die Moderatoren hatten es dann doch gut um Griff.

Die Kurzfilme waren sehr beeindruckend, insbesondere die beiden Stummfilme. Die wären auch ohne Klavierbegleitung bedrückend gewesen.

Besonders gefreut habe ich mich darüber, dass Herr Sabrow mehrmals und in deutlichen Worten den Irrtum, der Tag von Potsdam wäre ein von Goebbels inszenierter Hitler-Tag gewesen, aufgeklärt hat.

Fazit also: Die Veranstaltung war richtig gut. Und die Aktivisten wollten sich auch nur aufwärmen und haben es beim Aufhängen eines Plakats bewenden lassen.

ich war mit meiner Klasse da, voll gut der Abend und sehr interessant! Vor allem die Filme waren schon krass.

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