Gendergerechte oder geschlechtergerechte (engl. Gender = Geschlecht) Sprache soll sicherstellen, dass kein Geschlecht sprachlich diskriminiert wird. Dafür werden verschiedene Methoden vorgeschlagen, zum Beispiel die Nennung aller Geschlechter, die Verwendung von weiblichen und männlichen Formen, Abkürzungen oder der Einsatz von Sonderzeichen. Manche Formen werden sowohl schriftlich als auch mündlich verwendet.
Gelegentlich ist auch von geschlechtersensibler Sprache die Rede. Damit soll darauf hingewiesen werden, wie bedeutsam unsere Sprache ist, um gesellschaftspolitische Entwicklungen nicht nur wahrzunehmen, sondern auf diese auch reagieren zu können.
Dahinter steht die Annahme, dass Sprache ein Spiegel der jeweiligen Gesellschaft ist. Ein Beispiel ist das Wahlrecht für Frauen: Seit über 100 Jahren dürfen Frauen wählen und können gewählt werden. Es gab auf einmal Wählerinnen und Wähler, Politikerinnen und Politiker. Heute ist es selbstverständlich, dass es Berufsbezeichnungen in der männlichen und weiblichen Form gibt, zum Beispiel Pilot und Pilotin, Bäckerin und Bäcker und auch benutzt werden.
Das war jedoch nicht immer so. Es wurde ausschließlich die männliche Form, das sogenannte generische Maskulinum, zur Beschreibung einer ganzen Gruppe benutzt. Das hat konkrete Folgen. Studien haben gezeigt, dass Texte, in denen nur die männliche Form verwendet wird, bei den Lesenden dazu führt, dass andere Geschlechter nur sehr selten mitgedacht werden. Frauen, transgeschlechtliche, intergeschlechtliche und nicht-binäre Menschen, also solche Personen, die sich nicht in die Einteilung von Mann und Frau ordnen lassen, fallen so aus ganzen Denkprozessen heraus.
Wird zum Beispiel ausschließlich von Ärzten gesprochen, verknüpft das Gehirn es automatisch eher mit männlichen Bildern. Das Gleiche funktioniert auch umgekehrt, zum Beispiel bei Soldatinnen. Sogar Sturmtiefs werden tendenziell weniger gefährlich wahrgenommen, wenn sie Frauennamen tragen.
Deshalb, so argumentieren Befürworterinnn und Befürworter, sei eine geschlechterbewusste Sprache, die verschiedene Geschlechter einbezieht, wichtig. Sie leiste einen Beitrag, Geschlechter- und Rollenklischees zu vermeiden oder sie aufzudecken.
- Nennung der weiblichen und der männlichen Form: Arzt und Ärztin; Ärztinnen und Ärzte
- Vom Duden empfohlene Schreibweise: Freund/-in
- Gender gap (Unterstrich): Student_innen
- Gendersternchen/gender star: Kolleg*innen
- Binnen I: SportlerInnen
- Verwendung des Partizips: Studierende statt Studenten
Die vom Duden empfohlene Schreibweise bleibt bei einem zweigeteilten (binären) Muster – das heißt es wird nur in männlich und weiblich unterschieden. Dafür bleibt sie nahe am Wortstamm und verfälscht ihn nicht. Die Verwendung des Unterstrichs (Gender gap, Geschlechter-Lücke)) oder des Gendersternchens will deutlich machen, dass es mehr als ein Geschlecht (Männer) und sogar mehr als nur zwei Geschlechter (Männer und Frauen) gibt.
Man kann auch gendergerecht sprechen. Ausgesprochen werden Gender gap und Gendersternchen durch eine hörbare, kurze Pause zwischen den getrennten Wortteilen. Also: Teilnehmer [Pause] innen.
Das generische Maskulinum ist eine Schreib- und Sprechweise. Sie verwendet im Singular und im Plural nur die männliche Form, wenn über Gruppen von Menschen gesprochen wird. Zum Beispiel Freunde, Studenten, Politiker, Sportler, Ärzte. Das Gegenstück dazu ist das generische Femininum (Freundinnen, Studentinnen, Politikerin, Ärztin) was jedoch in der Gegenwart so gut wie nie angewendet wird.
BLPB, Februar 2020 (zuletzt bearbeitet im Juli 2023)
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