… ein Ehemann in der Bundesrepublik bis 1957 über seine Ehefrau bestimmen konnte, Elterngeld für Väter wegen des höheren Gehalts bis heute deutlich höher ist als das für Mütter und Finnland erstmals in Europa das Frauenwahlrecht einführte?
Fakten zum Thema
März 2015: Nach langen Debatten beschloss der Deutsche Bundestag ein Gesetz für eine Frauenquote in Führungspositionen von Großunternehmen. 30 Prozent der Stellen sollten weiblich besetzt werden. Diese verbindliche Quote gilt seit dem 1. Januar 2016.
März 2025: Die Bilanz ist ernüchternd. Nie zuvor waren Frauen so gut ausgebildet wie heute. Sie sind kreativ und selbstbewusst, mutig und neugierig – und müssen doch immer noch um ihre Gleichberechtigung kämpfen.
Frauen, hört die Signale!
Noch immer aktuell: Die Ausstellung mit Karikaturen von Hogli, Kittihawk, Miriam Wurster, Harm Bengen, Nel und Frank Hoppmann, die 2016 in der Landeszentrale gezeigt wurde.
Gendergerechte Sprache
Wussten Sie schon, dass…
- Feministinnen in der Bundesrepublik in den 1970er-Jahren damit begannen, eine geschlechtergerechte Sprache zu fordern? Die Umsetzung in allen Lebensbereichen hätte große Auswirkungen auf die deutsche Sprache, denn die Mehrzahl (Plural) im Deutschen wird in der Regel in der männlichen Form, dem Maskulinum, ausgedrückt. Bis heute findet man gelegentlich eine Zusatzanmerkung in Veröffentlichungen, dass nur die männliche Form benutzt werde, damit aber alle Geschlechter gemeint seien.
- seit Beginn der 1980er-Jahre die Doppelnennung üblich wurde? Seitdem werden die Geschlechter männlich/weiblich getrennt angesprochen. Bereits seit den 1970er Jahren wurden Schrägstrich und Klammern immer gebräuchlicher. 2009 schlugen zwei Wissenschaftlerinnen an der Universität Wien vor, in Lehrveranstaltungen und wissenschaftlichen Arbeiten den sogenannten Gender-Stern* einzuführen. Ziel war es, alle Geschlechter in der Sprache abzubilden.
- der Autor Christoph Busch als der Erfinder des Binnen-i gilt? 1981 schrieb er in seinem Buch über freie Radios statt Hörer/-innen nur noch HörerInnen.
- erst im Gleichstellungsgesetz 2001 festgeschrieben wurde, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern auch sprachlich zum Ausdruck gebracht werden soll? Wie diese Forderung umgesetzt werden muss, wird im Gesetz nicht erklärt.
- die Benutzung des Unterstrichs „Raum für Menschen uneindeutiger Geschlechtsidentität schafft“? So begründet es 2003 der Autor Steffen Herrmann, wenn er statt LeserInnen zum Beispiel Leser_innen schreibt.
- durch Verwendung von Formen wie Studierende oder Auszubildende eine Entsexualisierung der Sprache erreicht werden soll? Besonders im Schriftverkehr und in Publikationen von Behörden wird die geschlechtsneutrale Bezeichnung vorgeschrieben.
Gleichberechtigung
Wussten Sie schon, dass…
- die Gleichberechtigung von Mann und Frau seit 1949 im Grundgesetz, Artikel 3 festgeschrieben ist? Dem widersprachen allerdings zahlreiche Regelungen im BGB zum Ehe- und Familienrecht, das erst später reformiert wurde.
- erst 1957 das Gleichberechtigungsgesetz vom Deutschen Bundestag verabschiedet wurde? Dieses Gesetz regelt die Gleichberechtigung von Mann und Frau auf dem Gebiet des bürgerlichen Rechts.
- in der Bundesrepublik Deutschland bis 1957 die Ehemänner das alleinige Bestimmungsrecht über ihre Frauen (und Kinder) hatten? Die Ehemänner entschieden, ob ihre Frauen arbeiten gehen durften oder nicht und verwalteten gegebenenfalls auch das Einkommen ihrer Frauen.
- bis 1962 bundesdeutsche Ehefrauen kein Bankkonto eröffnen durften? Das war ausschließlich ihren Ehemännern vorbehalten, denn eine verheiratete Frau galt in der Bundesrepublik bis 1969 als nicht geschäftsfähig. Sie könnte durch eine Arbeitsstelle die ehelichen Pflichten vernachlässigen.
- erst 1976/77 von der Bundesregierung das Scheidungsrecht reformiert wurde? Damit wurden auch die Unterhaltsansprüche und ein Versorgungsausgleich zugunsten der Frauen neu geregelt.
Ungleichbezahlung
Wussten Sie schon, dass…
- Deutschland bei den Lohnunterschieden zwischen Männern und Frauen im europäischen Vergleich mit 16 Prozent im Jahr 2024 eines der EU-Schlusslichter bleibt? Nach den zuletzt verfügbaren Zahlen des Europäischen Parlaments (2023) waren nur in Lettland, Österreich, Tschechien die Lohnunterschiede größer.
- 2022 in Luxemburg Frauen rund 1 % mehr verdienten als Männer? Dicht gefolgt von den EU-Staaten Belgien (1 %), Italien (2 %) und Rumänien (4 %) mit sehr geringen Lohnunterschieden.
- in Deutschland Frauen im Jahr 2022 auch bei gleicher Qualifikation und Arbeit im Schnitt noch immer 7 Prozent weniger Lohn und Gehalt bekommen als ihre männlichen Kollegen? Als Erklärung wird oft angeführt, dass Frauen beim Gehalt schlechter verhandeln würden, Männer dagegen karriereorientierter sind.
der „Equal Pay Day“ eingeführt wurde, um den Lohnunterschied deutlich zu machen? Der erste Equal Pay Day fand in Deutschland am 18. April 2008 statt. Ins Leben gerufen wurde er in den USA.
Quotenfrauen
Wussten Sie schon, dass…
- Angela Merkel die erste Bundeskanzlerin der Bundesrepublik war? Sie galt während großer Teile ihrer Amtszeit (2005 bis 2021) als "mächtigste Frau" der Welt.
- Frauen etwa 51 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland stellen, jedoch zu nur 35 Prozent im 20. Deutschen Bundestag vertreten sind?
- Ursula von der Leyen von 2013 bis 2019 die erste Verteidigungsministerin in der Geschichte der Bundesrepublik war?
- die erste und lange Zeit einzige Ministerpräsidentin Deutschlands Heide Simonis war? Sie regierte von 1993 bis 2005 in Schleswig-Holstein.
- im Land Brandenburg nach der Landtagswahl 2024 von 10 Ministerposten 4 von Frauen besetzt sind? Die bekannteste Landespolitikerin wohl immer noch Regine Hildebrandt ist, die sich mit offenen Worten in die Herzen der Bevölkerung redete.
- in der Landeszentrale für politische Bildung mehr Frauen als Männer arbeiten? Seit 2025 besteht das Team aus sieben Frauen und zwei Männern. Martina Weyrauch leitete das Haus seit dem Jahr 2000 fast 25 Jahre lang.
Elterngeld
Wussten Sie schon, dass…
- seit 2007 in der Bundesrepublik für die ersten 14 Monate nach Geburt eines Kindes Elterngeld gezahlt wird? Das Elterngeld hat das Erziehungsgeld ersetzt und steht Müttern oder Vätern zu, die mindestens zwei Monate bis maximal 14 Monate zur Betreuung des Kindes zu Hause bleiben wollen.
- das Elterngeld im Durchschnitt für Väter um 440 Euro höher ist als das für Mütter? Daran kann man erkennen, dass das Einkommen der Männer in der Regel höher als das der Frauen ist, denn es berechnet sich nach dem durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommen der letzten zwölf Monate.
- im Jahr 2023 rund 24 Prozent aller Mütter, deren jüngstes Kind unter 6 Jahren ist, in Elternzeit war? Unter den Vätern traf dies nur auf 1,8 % zu.
Soldatinnen
Wussten Sie schon, dass…
- Frauen seit Januar 2001 alle militärischen Laufbahnen bei der Bundeswehr offen stehen? Eine Deutsche hatte im Jahr 2000 vor dem Europäischen Gerichtshof geklagt und unter Verweis auf den Gleichheitsgrundsatz Recht bekommen.
- 2024 der Anteil der Soldatinnen 13,6 Prozent beträgt? Das sind 24.675 Frauen, die in der Bundeswehr als Berufs- und Zeitsoldatinnen und Freiwillig Wehrdienstleistende tätig sind.
- rund 55 Prozent der Soldatinnen angaben, mindestens einmal sexuell belästigt worden zu sein? Die Wehrbeauftragte Eva Högl kritisierte 2024 sogar einen Anstieg sexueller Übergriffe.
- geplant ist, langfristig die Frauenquote im Truppendienst auf 15 Prozent zu erhöhen? Der Anteil von Frauen im Sanitätsdienst soll auf 50 Prozent gesteigert werden.
Frauentag
Wussten Sie schon, dass…
- der Internationale Frauentag im Kampf um Gleichberechtigung und das Wahlrecht für Frauen entstand? Auf Vorschlag amerikanischer Sozialistinnen beschloss 1910 ein internationaler Frauenkongress in Kopenhagen die Durchführung eines Internationalen Frauentag. Der erste Internationale Frauentag fand in Deutschland am 19. März 1911 statt, dem Gedenktag an die Märzgefallenen während der Revolution 1848 in Berlin.
- auf der Kommunistischen Frauenkonferenz 1921 der Internationale Frauentag auf den 8. März festgelegt wurde? Mit diesem Datum sollte an den Textilarbeiterinnen-Streik vom 8. März 1917 in Petersburg erinnert werden, der eine große Arbeiterinnendemonstration ausgelöst hatte.
- die Nationalsozialisten den Internationalen Frauentag verboten haben? Stattdessen wurde der Muttertag als „Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter“ zum Feiertag gemacht und ideologisch missbraucht.
- nach dem Zweiten Weltkrieg in der Sowjetischen Besatzungszone bereits 1946 wieder der Frauentag gefeiert wurde? In der Bundesrepublik wurde der Frauentag erst Ende der 1960er-Jahre wieder eingeführt. Die junge Frauenbewegung benutzte ihn als politische Plattform.
Frauenwahlrecht
Wussten Sie schon, dass…
- Finnland als erstes Land in Europa das Frauenwahlrecht einführte? Bei der Parlamentswahl 1907 wurden sieben Frauen und 193 Männer gewählt.
- Frauen in Deutschland seit November 1918 wählen und gewählt werden dürfen? Am 19. Januar 1919 konnten Frauen bei der Wahl zur verfassungsgebenden Nationalversammlung in Deutschland zum ersten Mal reichsweit wählen und gewählt werden. Von den 423 gewählten Abgeordneten waren 37 Frauen. Das entsprach einem Frauenanteil von 9,6 Prozent.
- heute im Deutschen Bundestag die Frauenquote bei rund 35 Prozent liegt? Die Quote der wahlberechtigten Frauen in der Gesamtbevölkerung liegt bei 51 Prozent.
- in den USA erst kurz vor den Präsidentschaftswahlen im August 1920 das Wahlrecht für Frauen auf Bundesebene beschlossen wurde? Bis dahin galt das Frauenwahlrecht erst in elf von 50 Bundesstaaten.
- in der Schweiz das Frauenwahlrecht auf Bundesebene erst 1971 eingeführt wurde? Damit war die Schweiz das vorletzte Land Europas, in dem das Wahlrecht auch für Frauen gilt; Liechtenstein folgte 1984.
- Frauen in Saudi-Arabien am 12.12.2015 zum ersten Mal erlaubt wurde, wählen zu gehen? Bei der Kommunalwahl standen 980 Kandidatinnen 5.900 männlichen Bewerbern gegenüber. Den Kampf um 2.100 Mandate gewannen 15 Frauen.
Alleinerziehende
Wussten Sie schon, dass…
- es nach den verfügbaren aktuellen Zahlen (2023) in Deutschland rund 3 Millionen alleinerziehende Eltern gibt? Die Zahl der alleinerziehenden Mütter ist dabei deutlich höher ist als die der Väter: Rund 2,4 Millionen Mütter und etwa 580.000 Väter waren im Jahr 2023 alleinerziehend.
- 82 Prozent der Alleinerziehenden Frauen sind? Der Bildungsstand ist höher als der von Müttern in Paarbeziehungen. Rund 73 Prozent sind erwerbstätig und damit etwa genauso häufig wie Mütter, die in einer Paarbeziehung leben (76 Prozent).
- Alleinerziehende Mütter häufiger in Vollzeit oder vollzeitnaher Teilzeit arbeiten als Mütter in Paarfamilien? Auch akzeptieren Alleinerziehende häufiger ungünstige Arbeitszeiten, Schicht- und Wochenenddienste.
- das Einkommen alleinerziehender Mütter und Väter unter dem Durchschnitt von Familien liegt? Sie können keine Rücklagen bilden und haben ein ungleich höheres Armutsrisiko.
- die Belastung der Einkommen von Alleinerziehenden mit Steuern in europäischen Vergleich überdurchschnittlich hoch ist? In der Regel betragen die Abgaben 17 Prozent, während zum Beispiel in Polen nur 4,9 Prozent Steuer anfallen.
BLPB, Fakten aus unserer Ausstellung Frauen, hört die Signale (2016). Zuletzt aktualisiert im März 2025.
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