Als Vertragsarbeiter wurden in der DDR ausländische Arbeitskräfte bezeichnet, die wegen des Mangels an einheimischen Arbeitskräften ins Land geholt wurden.
Wie in der Bundesrepublik, wo man allerdings von Gastarbeitern sprach, gab es seit den 1950er Jahren nicht genügend einheimische Arbeitskräfte. Die Regierung verpflichtete deshalb Arbeiter aus damals sozialistischen Ländern wie Ungarn und Polen, vor allem aber aus Algerien, Kuba, Mosambik und Vietnam.
Nur knapp ein Prozent der DDR-Bevölkerung waren nicht Staatsbürgerinnen und Staatsbürger. Mehr als die Hälfte blieben als sogenannte Vertragsarbeiterinnen und -arbeiter aus anderen sozialistischen Ländern für fünf Jahre in der DDR. Sie kamen vor allem aus Vietnam, aber auch aus Mosambik, Kuba und Angola. Sie sollten in der DDR zu Fachkräften ausgebildet werden und nach der Rückkehr beim Aufbau ihres Landes helfen. Die Arbeitskräfte ohne Berufsausbildung und Deutschkenntnisse erhielten jedoch häufig körperlich schwere oder monotone Aufgaben anstelle einer Ausbildung.
Vertragsarbeiter/-innen durften keine Familien gründen und mussten sich in Wohnheimen strengen Regeln unterwerfen. Mit der Wiedervereinigung verloren sie ihre Arbeit, ihren Wohnheimplatz und die Aufenthaltserlaubnis. Über 40.000 von ihnen reisten nach Vietnam aus. Wer bleiben wollte, musste einen festen Wohnsitz und ein Einkommen nachweisen. Bei den kleinsten Vergehen wie Schwarzfahren drohte die Abschiebung.
WanderausstellungIn der Umbruchszeit begegneten Ostdeutsche den Hiergebliebenen vielerorts feindlich. In Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen griffen sie Wohnheime an und legten Feuer. Mindestens drei ehemalige Vertragsarbeiter wurden nach 1990 aus rassistischen Gründen ermordet oder starben infolge tätlicher Angriffe.
Die 20.000 Vietnamesinnen und Vietnamesen, die trotz allem blieben, machten sich meist aus Mangel an Alternativen selbstständig und betrieben kleine Geschäfte für Gemüse oder Blumen. Erst 1997 erhielten sie einen sicheren Aufenthaltsstatus. Viele holten ihre Familien nach Brandenburg oder gründeten hier Familien. In Cottbus haben vier von 1.000 Einwohnern einen vietnamesischen Hintergrund. Im Verein Vietnamesen in Cottbus und Umland e.V. feiern sie Feste, bieten Sprachkurse an und unterstützen sich gegenseitig.
BLPB, September 2020
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