Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte das Bild vor, dass sich die deutschen Archivare während des Nationalsozialismus in einer unpolitischen Nische aufgehalten hätten. Allerdings hatte der Berufsstand durch systemkonforme Dienste seinen Anteil am Erhalt der nationalsozialistischen Herrschaftspraxis geleistet. Im Mittelpunkt des Vortrags stehen der Übergang der (west)deutschen Archivare aus der NS-Zeit in die Bundesrepublik und ihre Auseinandersetzung mit ihrer Rolle im Nationalsozialismus. Astrid Eckert untersucht die Phase der Entnazifizierung und die dafür entwickelten Entlastungsstrategien, fragt nach Formen von Unrechtsbewusstsein und analysiert die Konstruktion einer Version der jüngsten Vergangenheit, die den führenden Archivaren der ehemaligen Preußischen Archivverwaltung einen weitgehend unbeschadeten Übergang in die junge Bundesrepublik ermöglichte. Neben dem empirischen Nachweis personeller Kontinuität werden außerdem ihre qualitativen Folgen für den (Wieder)Aufbau des bundesdeutschen Archivwesens und seine langfristige Entwicklung diskutiert.
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