Die Transformation der Humboldt-Universität im Zuge der deutschen Vereinigung ist noch immer ein vermintes Gelände. Einerseits beklagen Kritiker in einer Leidensgeschichte einen wissenschaftspolitischen Anschluss mit hohem Personalverlust, andererseits verteidigen Akteure der Umgestaltung die notwendige Demokratisierung und inhaltliche Modernisierung der Institution als Erfolgsgeschichte. Der Vortrag skizziert zunächst den Status der Humboldt-Universität in den späten 1980er Jahren unter dem Signum „sozialistische Wissenschaft“, bevor er sich den nur teilweise erfolgreichen Versuchen der inneren Erneuerung unter Heinrich Fink zuwendet. Danach wird er die kontroverse Umgestaltung von oben und außen durch Manfred Erhardt diskutieren und abschließend kursorisch die Probleme der Ankunft im finanziell geplagten Westen behandeln. Ziel des Vortrags ist nicht, in Erinnerungspolemik zu verharren, sondern zu einem differenzierteren Verständnis des schwierigen Neugestaltungsprozesses beizutragen, dessen grundlegende Entscheidungen die Entwicklung der letzten beiden Jahrzehnte geprägt haben. Prof. Dr. Konrad H. Jarausch, (Jg. 1941), lehrt als Professor für Europäische Zivilisation an der University of North Carolina, Chapel Hill, und war von 1994 bis 2006 Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam. Er ist u.a. Mitherausgeber der Zeitschrift Zeithistorische Forschungen, des Jahrbuchs für Universitätsgeschichte, der Historisch-Sozialwissenschaftlichen Forschungen und dem History of Higher Education Annual.
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