
Straßenfront der Gedenkstätte Lindenstraße 54/55
Die bedrückende Kontinuität der Willkür verschiedener Diktaturen an diesem Ort und die persönlichen Schicksale der Betroffenen sind Themen der Führungen (11.00 Uhr, 13.30 Uhr und 16.30 Uhr) und der Veranstaltungen an diesem Tag. Die Besucher können sich über die Gedenkstättenarbeit informieren sowie die Ausstellungsmodule
- zur Geschichte des "Sowjetischen Geheimdienstgefängnisses" (1945 - 1952),
- zum "Stasi-Untersuchungsgefängnis" (1952 bis 1989)
- zum "Haus der Demokratie" (1990)
- und die Ausstellung "Flucht in den Westen"
besichtigen.
Um 15 Uhr stellt der Autor und ehemalige politische Häftling Dieter Drewitz seinen beeindruckenden biografischen Roman "Kennwort Alpenveilchen" - Zwischen Stasi-Knast und Kaltem Krieg. Erinnerungen eines Unbequemen - vor. Das Buch schildert die schlimmen Erfahrungen eines politisch Unbequemen, dokumentiert und legt Zeugnis über das Alltagsleben in den Jahrzehnten der DDR, mit einer Fülle absurder Erlebnisse ab.
Um 18 Uhr findet die Filmpremiere des Dokumentarfilms
"1989 - Mein letztes Jahr in der DDR"
von Ute Wenzel-Spoo und André Wenzel über die Inhaftierung von Jan Roman Blasczok statt.
Der Film erzählt die Haftgeschichte des gelernten Anlagenmonteurs Jan Roman Blasczok aus Kleinmachnow. Gerade 18 Jahre alt, stellt er im März 1988 einen Ausreiseantrag. Als dieser abgelehnt wird, macht er aus seiner Absicht keinen Hehl:
"Ich will hier raus, egal wie, ich will hier nicht mehr leben!"
Der junge Mann denkt an Flucht und erkundet auf Spaziergängen die Grenzanlagen in und um seinen Heimatort. Am 31. Januar 1989 wird er festgenommen und im Potsdamer Stasi-Gefängnis inhaftiert. Wegen "Vorbereitung zur Republikflucht" verurteilt ihn das Kreisgericht Potsdam-Land im April 1989 zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr, die er im Gefängnis Cottbus antreten muss. Am 17. Oktober 1989 wird der Häftling von der Bundesrepublik freigekauft und lässt sich in West-Berlin nieder.
Im Frühjahr 1990 kehrt Jan Roman Blasczok in das inzwischen von der Stasi geräumte Potsdamer Untersuchungsgefängnis zurück, das nun als "Haus der Demokratie" öffentlich zugänglich ist. Als freier Mann besichtigt er seine Zelle und andere Räumlichkeiten des "Lindenhotels" und hält diese Rückkehr mit Filmkamera und Tonbandgerät fest.
Zwanzig Jahre später fügen Ute Wenzel-Spoo und André Wenzel diese Film- und Tonaufzeichnungen zusammen, ergänzt um heutige Ansichten und Interviews. Entstanden ist ein einzigartiges Filmdokument, das in berührender Weise eine individuelle Haftgeschichte vorstellt und damit exemplarisch an die Schicksale von mehr als 300 Menschen erinnert, die im letzten Jahr der DDR im Potsdamer Stasi-Gefängnis inhaftiert wurden. Jan Roman Blasczok wird zur Filmpremiere anwesend sein.
Von 10 bis 18 Uhr informiert die Potsdamer Sektion von amnesty international über ihre Arbeit.
Das Zentrum fuer Zeithistorische Forschung und das Potsdam Museum laden hierzu ein.
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