Der Begriff „Deutschland AG“ bezeichnet ein vermeintlich „typisch deutsches“ Modell der Unternehmenskontrolle und mittelbar der informellen Wirtschaftslenkung. Er beschreibt primär die finanziellen und personellen Verflechtungen zwischen Großbanken, Versicherungen, Industrie- und Handelsunternehmen, die sich seit dem 19. Jahrhundert in Deutschland herausgebildet haben, institutionell beispielsweise über das Aktienrecht abgesichert wurden und politisch gewünscht waren. Paradoxerweise ist in Wissenschaft und Publizistik erst regelmäßig von einer „Deutschland AG“ die Rede, seit Ökonomen und Sozialwissenschaftler in den 1990er Jahren die Erosion dieses Modells konstatiert haben. Die vorangehenden Jahrzehnte werden dabei eher holzschnittartig als Hochphase eines bereits im Kaiserreich entstandenen „kooperativen Kapitalismus“ modelliert.
Die Tagung soll demgegenüber zum einen die „Deutschland AG“ in längere historische Linien einordnen und dabei insbesondere ein differenzierteres Bild ihres Wandels von den 1950er Jahren bis zur Gegenwart entwerfen. Zum anderen soll die Komplexität von Unternehmenskontrolle, Unternehmensverflechtung und politischer Regulierung in der Bundesrepublik herausgearbeitet werden, indem über die Analyse gesetzlicher Rahmenbedingungen und quantitativ messbarer Verflechtungen hinausgegangen und der Fokus auf die historische Praxis – insbesondere auf unternehmerische Strategien, deren historische Kontexte, Kontingenzen und Resultate – verschoben wird.
Bitte bis zum 8. November per eMail anmelden: Dr. Ralf Ahrens (ahrens@zzf-pdm.de)
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