Ravensbrück

 

Eine unbekannte Kameradin zeichnete dieses Porträt der Tochter der tschechischen Häftlingsärztin Zdenka Nedvedova, die für wenige Stunden das Foto ihrer Tochter erhalten hatte.

Ravensbrück - das Wort hörte ich zum ersten Mal, als ich fünfzehn war, leise gesprochen in verdeckter Rede. Es musste etwas Unheimliches, Bedrohendes mit ihm einhergehen. Auf meine Frage hin legten die Erwachsenen den Finger auf den Mund.

1945 nach dem Ende der Naziherrschaft wusste ich, warum. Nun fuhr ich selbst an den Ort des ehemaligen Frauenkonzentrationslagers, jetzt eine Gedenkstätte, gemeinsam mit einer Gruppe von Studentinnen, die ebenfalls mehr wissen wollten.

Für immer unvergesslich bleibt mir das Bild dieses Gedenktages: unzählige Blumen, Rosen, Nelken, schwimmend auf dem Wasser des Schwedt-Sees, hineingeworfen von den ehemals hier Gefangenen, zum liebevollen und ehrenden Gedenken an die Tausende ermordeter Kameradinnen, deren Asche auf dem Grund des am Lager befindlichen Sees ruht.

Seitdem ließ mich das Thema "Ravensbrück" nicht wieder los. Ich sprach mit Zeitzeuginnen über ihre leidvollen Erfahrungen. Mit bewundernder Anteilnahme las ich Gedichte und betrachtete Zeichnungen, entstanden unter den unmenschlichen Bedingungen eines KZ. Wenn ich später allein durch die Gedenkstätte ging, überkam mich ein Gefühl der Ahnung von einem Leben in dieser Hölle, das eigentlich kein Leben mehr war.

Die Geschichte von Ravensbrück kam mir nahe, auch als ein wichtiges Kapitel der Frauengeschichte, das ich als Autorin mit meinen Veröffentlichungen seit 30 Jahren lebendig erhalten will. Mit Erschrecken und großer Sorge nehme ich das Wiederaufleben von Gedanken und Taten wahr, die in der NS-Ideologie ihre Wurzeln haben. Es bestärkt mich jedoch in meinem Anliegen. Eine Flucht vor der Kenntnis dieser Vergangenheit und den sich daraus ergebenden Erkenntnissen darf es nicht geben. Solche Geschichtsvermittlung bleibt unersetzlich für die heute lebenden und kommenden Generationen, für Gegenwart und Zukunft. Ich hoffe und wünsche mir, dass diese Ausstellung hierfür eine hilfreiche Funktion erfüllt.

Gerda Szepansky
 

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