1945 war im Wortsinn kein Staat zu machen, die Gesellschaft im Westen wie im Osten ruiniert und gleich. Um sich selber mussten sie sich selber kümmern. Vor dem Hintergrund der tatsächlichen Entwicklung ist zu fragen, welche Chancen andere Wege hatten, warum sie nicht eingeschlagen wurden oder scheiterten. Es geht um das demokratische Potential in Deutschland und den Umgang mit den Vorstellungen der Besatzungsmächte, insbesondere der westlichen Alliierten. War das Ergebnis „erzwungenes Ideal oder zweitbeste Lösung“? (Benz 1991 *)
Die Fragestellung betrifft
- die staats- und verfassungsrechtlichen Gegebenheiten, Voraussetzungen und Orientierungen;
- die undenkbaren Möglichkeiten, die sich dem deutschen Vorstellungsvermögen über gesellschaftliche Selbstorganisation entzogen, aber der Hintergrund alliierter Entscheidungsfindung waren, also amerikanisches, britisches, französisches Demokratie-Verständnis;
- die Philosophie der Demokratie, wie sie sich in den USA ausgebildet hat: Demokratie als Erfahrung und Erziehung.
In der historischen Bilanz zählt der kleine ostdeutsche Bruder nicht. Er gilt der westlichen Demokratie als von Anfang an verloren. Undenkbar, von dort einen Beitrag zu jener Demokratie zu erwarten, von der die Deutschen heute träumen?
Jedenfalls wird man dieser Phase des Neubeginns kaum gerecht, wenn in der Rückschau für den östlichen Teil Deutschlands in grober Vereinfachung das ununterbrochene Fehlen jeglicher Demokratie von 1933 bis 1989 konstatiert wird.“ (Friedrich, in: Sozialgeschichte 1994, S. 485 *)
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