Ziel des Workshops ist es, mit der historischen Erforschung der Funktionen von Gewalt und ihrer Einhegung in verschiedenen Bereichen neue Perspektiven auf den gesellschaftlichen Wandel Westdeutschlands zwischen 1945 und 1989 zu eröffnen. Im Mittelpunkt stehen dabei folgende Fragen: Welche mittel- und langfristigen Auswirkungen der Gewalterfahrungen gab es in der ersten Jahrhunderthälfte? Wie etablierten und wie setzten sich Standards gewaltfreier Konfliktaustragung in einer pluralistischen und demokratischen Gesellschaft durch? Welche unterschiedlichen Formen der Einhegung von Gewalt und ihrer punktuellen Entgrenzung sind festzustellen?
Darüber hinaus soll diskutiert werden, in welchem Verhältnis begrenzte und gegebenenfalls gesellschaftlich akzeptierte Formen der Gewalt im sozialen Nahbereich zur Gewaltbereitschaft im großen Maßstab standen. Die Veranstalter erhoffen sich durch die historischen Betrachtungen und Analysen nicht nur Aufschlüsse zur bundesdeutschen Gesellschaftsgeschichte, sondern auch neue Impulse für die grundlegende Debatte darüber, ob Gewalt in der Geschichte der Neuzeit eher abnimmt, unverändert bleibt oder sogar zunimmt.
TAGUNGSPROGRAMM
Donnerstag, 12. November 2015
Einführung (10.15 Uhr – 11.15 Uhr)
Teresa Koloma Beck (Centre Marc Bloch Berlin)
Die Neuausrichtung der soziologischen Gewaltforschung
11.15 Uhr Kaffeepause
Krieg … war früher. Militär in der pazifizierten Gesellschaft (11.45 Uhr – 13.30 Uhr)
Moderation: Frank Bösch (ZZF Potsdam)
Angelika Dörfler-Dierken (ZMSBw Potsdam)
Die Bedeutung der Inneren Führung für die Ausrichtung der Bundeswehr
Claudia Bade (Hamburg)
Deserteure als Helden – Zum Wandel militärischer Leitbilder nach dem Zweiten Weltkrieg
Daniel Gerster (Universität Münster)
Apostel der Gewaltfreiheit? Die Friedensbotschaft der christlichen Kirchen und die bundes-deutsche Gesellschaft
Kommentar: Thomas Schaarschmidt (ZZF Potsdam)
13.10 Uhr Mittagspause
Abkehr von der Gewalt als gesellschaftliches Projekt I (14.45 Uhr -16.30 Uhr)
Moderation: Peter Ulrich Weiß (ZZF Potsdam)
Till Kössler (Ruhr-Universität Bochum)
Prügelstrafe, Friedenserziehung und Mobbing – Schulen als Lernorte des Friedens … und der Gewalt
Wilfried Rudloff (Universität Kassel)
Gewalt im geschützten Raum? – Fürsorgeerziehung und Behindertenheime
Annelie Ramsbrock (ZZF Potsdam)
Von der Prügel zur Pädagogik – Erziehung zur Zivilität hinter Gittern
Kommentar: Winfried Süß (ZZF Potsdam)
16.30 Uhr Kaffepause
Abkehr von der Gewalt als gesellschaftliches Projekt II (17.00 Uhr – 18.45 Uhr)
Moderation: Jan Behrends (ZZF Potsdam)
Christoph Classen (ZZF Potsdam)
Ventilfunktion oder Brandbeschleuniger – Debatten um die Wirkung von Gewaltdarstellungen in alten und neuen Medien
Gunter A. Pilz (Universität Hannover)
Krieg ohne Waffen? – Sport in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft
Armin Pfahl-Traughber (FH des Bundes für öffentliche Verwaltung Brühl)
Rechtsextremistische Gewalt
Kommentar: Uta Gerhardt (Berlin)
19.30 Uhr Abendessen
Freitag, 13. November 2015
Der Umgang der bundesdeutschen Gesellschaft mit neuen Formen politischer Gewalt (9.15 Uhr – 11.00 Uhr)
Moderation: Martin Sabrow (ZZF Potsdam)
Josef Mooser (Universität Basel)
“Börners Dachlatte” – Gewalt in der deutschen Arbeiterbewegung
Petra Terhoeven (Universität Göttingen)
Terrorismus und Gewaltdiskurse in der außerparlamentarischen Linken
Patrick Wagner (Universität Halle)
Nach dem Schlagstock? Die Polizei als Repräsentant des staatlichen Gewaltmonopols
Kommentar: Klaus Weinhauer (Universität Bielefeld)
11.00 Uhr Kaffeeause
11.30 Uhr - 13.00 Uhr Abschlussdiskussion
Schlusskommentar: Mary Fulbrook (University College London)
Schlusskommentar: Ulrich Herbert (Universität Freiburg)
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