Die Geschichte der Roten Armee Fraktion (RAF) und des „Deutschen Herbstes“ ist seit den Ereignissen selbst, besonders aber seit 1997 ein bestimmendes Thema der Zeitgeschichte in den Medien geworden. Dokumentar- und Spielfilme wie Deutschland im Herbst von Rainer Werner Fassbinder, Alexander Kluge, Edgar Reitz und Volker Schlöndorff (1978), Die bleierne Zeit von Margarethe von Trotta (1981), Todesspiel von Heinrich Breloer (1997), Die Stille nach dem Schuß von Volker Schlöndorff (2000), Die innere Sicherheit von Christian Petzold und Harun Farocki (2000) bis hin zu Der Baader-Meinhof-Komplex von Uli Edel (2008) haben zur Popularität und Dramatisierung, aber auch zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema beigetragen. Zugleich ist die Geschichte des Linksterrorismus ein Feld, das von der Zeitgeschichte als Wissenschaft im Rahmen der Historisierung der 1970er Jahre verstärkt erforscht wird.
Mit dem bekannten Dokumentarfilmer, Drehbuch- und Sachbuchautor Andres Veiel, der mit „Black Box BRD“ (2001) einen der herausragenden Filme zum Thema gedreht hat (http://www.black-box-brd.de), diskutiert Annette Vowinckel (ZZF Potsdam) über die Facetten filmischer Zeitgeschichtsschreibung. Wie gehen Filmregisseure, wie gehen Zeithistoriker an das Thema Terrorismus heran? Wie unterscheiden sich ihre Erkenntnisinteressen, Recherchemethoden und Darstellungsweisen? Welche Aspekte kommen im Film anders (oder gar besser) zur Geltung als in den Arbeiten der Geschichtswissenschaft? Wie stark sind Historiker eventuell selbst durch Filmbilder geprägt? Wie könnte eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Filmemachern und Historikern aussehen?
Als Grundlage der Diskussion werden ausgewählte Filmsequenzen aus „Black Box BRD“ vorgeführt. Über das Beispiel hinaus leistet die Veranstaltung einen Beitrag zur politischen Bildung: Sie regt dazu an, zeitgeschichtliche Filme nicht bloß als mehr oder weniger „au¬thentische“ Wiedergabe vergangener Realität zu sehen, sondern kritisch nach ihren Konstruktionsprinzipien zu fragen.
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