Politik beschränkt sich doch nicht nur auf Kreuze machen! Ich kann nur aus eigener Erfahrung sprechen: Bevor ich durch Zufall in das Räderwerk der Politik gestolpert bin, hatte ich keinen blassen Schimmer. Über ein Praktikum bei einer Partei habe ich dann erstmal erfahren, wo es im Kleinen überall rattert. Jugendparlament, Bürgersprechstunden, Arbeitsgruppen, Interessengemeinschaften und - man höre und staune - Feiern und Freizeitangebote sind alles Möglichkeiten, um politisch aktiv zu werden.
Ich vermute daher, dass viele gar nicht wissen, wo und wie sie sich beteiligen können - partizipieren, wie es offiziell heißt. Gibt es eigentlich eine Statistik über das Nicht-informiert-Sein? So und so viel Prozent der Bürger wissen nicht um ihre Partizipationsmöglichkeiten und können daher gar nicht aktiv werden - Deutschland ein Dämmermärchen?
Eigentlich gibt es in jedem noch so kleinen Ort eine Nische, in der sich etwas verändern lässt. Ich wäre sogar bereit, darum zu wetten. Mein Einsatz: Wenn ich verliere, dann bin ich mit dabei, vor Ort das politische Rad zum Rollen zu bringen. Wenn ich gewinne, haben alle gewonnen. Mitbestimmung ist immerhin ein unbezahlbarer Preis. Ich weiß, dass solche Projekte auch von allen möglichen Einrichtungen gefördert werden.
Natürlich kann man versuchen, seine Forderungen vor einen Ausschuss zu bringen, um sie vielleicht irgendwann sogar in einem Gesetz verwirklicht zu sehen. Ich spreche aber mal wieder aus meiner Erfahrung: Wer zum Beispiel für gesetzlich verankerte Tierrechte kämpft, hat meine ausdrückliche Unterstützung. Es geht aber auch eine Nummer kleiner. Einfach, direkt und effektiv sind kleine Besuche und Spenden, etwa in Form von Futterdosen, beim nächsten Tierheim. Das Schönste: Man sieht das Resultat sofort und bekommt mindestens ein warmes Dankeschön. Was ich sagen will, ist, es muss nicht immer der ganz große Wurf sein, oft kann man da, wo man gerade ist, schon etwas bewegen. Das verstehe ich unter direkter Demokratie. Und die gefällt mir.
Allein das Gefühl, etwas tun zu können, wenn ich etwas nicht mag, ist ungeheuer lohnend. Jetzt komm ich doch noch mit einer Statistik: Wenn auch nur jeder Zweite daran denkt, etwas Kleines in seinem Umfeld zu verbessern, dann ist jeder Zweite zufrieden und die Welt ein bisschen besser. Wem das jetzt zu utopisch ist, der wird schon ganz gespannt sein auf den nächsten Blogeintrag. Bis dahin, immer schön direkt bleiben.
Euer Froylein Puze
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Kommentare
KommentierenDemokratiegedanken
Liebes Froylein Puze,
den Menschen für ein mehr an Partizipation zu motivieren ist immer eine feine Sache. Politik fängt im Kleinen an, wahre Worte.
Doch warum scheren Sie alle Nichtwähler unter einen Kamm? Sind Sie ernsthaft der Meinung alle Nichtwähler sind gesellschaftlich nicht engagiert? Und wenn es keine Partei gibt, die deren politischen Ideen entspricht? Dürfen Sie sich dann nicht beschweren? Ist das Demokratie? Ist das "immer schön direkt bleiben"?
Ihre Antwort würde mich wirklich interessieren!
Ihr Kleeblatt.
Wie direkt?
Liebes Kleeblatt,
ich hoffe es erstaunt Sie nicht, dass ich mir Nichtwähler als heterogene Gruppe vorstelle, von denen sich einige engagieren, andere nicht. Was sie gemeinsam haben: die Entscheidung, eben kein Kreuz zu setzen.
Auffällig ist für mich in letzter Zeit eines geworden: Egal, was mensch am Wahltag nun genau tut, die Vorstellung, Politik beschränke sich auf obere, zunehmend abstrakte Ebenen herrscht doch mehr vor, als ich es mir wünsche. Mein Politikbegriff wurde noch vom Lateinunterricht geprägt, in dem es da hieß: "Res publica" bedeutet die "öffentliche Sache". Unser Gemeinwesen wird von deutlich mehr geprägt, als ausschließlich von seiner Führungsspitze. Die verschiedenen Arten und Spielweisen von Kommunikation und Engagement spielen für mein Leben eine viel größere Rolle. Alle Handlung kann zu einer politischen werden, wenn mensch es sich nur zugesteht. Ob ich beim Einkaufen zu Bio-Nudeln oder dem Tiefkühlhähnchen greife, ist eine politische Entscheidung. Ob ich innerhalb eines sozialen Netzwerkes eine Tauschbörse errichte, oder jedesmal ein Geschäft stürme, ebenso. Welchen Stellenwert Geld, Abhängigkeitsverhältnisse und Kontrolle für mich selbst einnehmen, beeinflusst mein eigenes politisch-gesellschaftliches Umfeld eventuell sogar mehr als mein Kreuz in der Wahlkabine.
In diesem Sinne, ganz direkt gesagt: halte ich es für wichtig, sich selbst zu sensibilisieren für das Potential, das in jeder noch so kleinen Alltagsentscheidung steckt.
Es ist immer wieder ein Glück, einen Ihrer Kommentare zu meinen Blogeinträgen zu finden ;)
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