Die Geschichte des märkischen Adels reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Unter den Askaniern hatte sich eine adlige Oberschicht etabliert und Familiennamen wie Arnim, Rochow, Bredow, Gans von Putlitz, Ribbeck, Marwitz und Quitzow tauchten bereits in ersten Urkunden auf. Der brandenburgische Adel betrieb auf seinen Gütern häufig Landwirtschaft, war aber auch stark im preußischen Militär involviert.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurden in Deutschland die Monarchie und mit ihr die verbliebenen Privilegien des Adels (u.a. die Befreiung von Steuern und der Wehrpflicht) abgeschafft. Titel, wie zum Beispiel "Graf" oder das hinweisende „von“, wurden Teil des Namens, Adlige rechtlich nun wie alle deutschen Staatsbürger behandelt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg befahl die sowjetische Militäradministration in der von ihr besetzten Zone - zu der auch das heutige Brandenburg gehörte - die Durchführung einer Bodenreform. In der Folge wurden adlige Großgrundbesitzer ohne Entschädigung enteignet. Ihnen wurde eine maßgebliche Verantwortung für den Aufstieg der Nationalsozialisten und den Krieg zugesprochen. Das enteignete Land wurde an Bauernfamilien und Flüchtlinge aus Ostpreußen verteilt, ein Großteil ging in genossenschaftliches Eigentum über oder später in staatlichen Besitz der DDR. Die betroffenen Familien flohen in der Regel in den Westen Deutschlands.
Heute leben etwa 80.000 Menschen mit adligen Wurzeln in Deutschland. Wie viele nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung nach Ostdeutschland zurückkehrten und wieder gingen, ist nicht bekannt. Einige versuchten, das enteignete Land ihrer Vorfahren zurück zu erhalten. Die Rückgabe von Bodenreformland war im Vertrag zur deutschen Einheit jedoch nicht vorgesehen. Das führte zu langen Rechtsstreits und persönlichen Enttäuschungen. Einzig die Familien, die beweisen konnten, aktiv Widerstand gegen die Nazis geleistet zu haben und bereits vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs enteignet worden waren, wie zum Beispiel die Grafen Hardenberg und zu Lynar, erhielten Grundbesitz zurück.
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Dennoch blieben einige Familien, kauften Häuser, Acker und Wald zurück oder bekamen die Möglichkeit, Pachtverträge zu schließen. Sie ließen alte Berufe und Karrieren hinter sich, nahmen Kredite auf und betreiben heute Landwirtschaft, haben Hotels aufgebaut und die alten Familiengüter in jahrelanger Arbeit restauriert. Einige sind als politische Vertreter ihrer Gemeinde tätig.
Insbesondere in der ostdeutschen Öffentlichkeit werden die neuen "Adligen" kontrovers wahrgenommen. Kritiker zweifeln daran, dass sie Teil der demokratischen Gesellschaft geworden sind. Die zwiespältige Bewertung verweist auf die lange Wirksamkeit von Vorurteilen, aber auch darauf, dass die kritische Auseinandersetzung mit dem Erbe des Nationalsozialismus und der DDR bis heute andauert.
BLPB, Januar 2014
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