Der Begriff Neopaganismus setzt sich aus dem Griechischen "neo" ("Neu") und dem Lateinischen "paganus" ("Dorf-, Landbewohner") zusammen.
Unter Neopaganismus, im Deutschen oft als Neuheidentum bezeichnet, versteht man verschiedene religiöse Strömungen, die sich vorchristlichen Naturreligionen verbunden fühlen. Gemeinsam haben sie meist, dass Natur als heilig gesehen wird, es oft mehr als eine Götter-Repräsentation gibt und die Jahreszeiten mit Festen begangen werden. Heiden gehören verschiedenen Organisationen und Gruppen an, eine übergeordnete religiöse Autorität oder Struktur gibt es nicht.
Auch Anhänger der nordisch-germanischen Mythologie (Asatru) gehören zu dieser religiösen Strömung. Aus dieser Mythologie hatten die Nationalsozialisten für ihre Symbolik und Rassenideologie geschöpft. Sie sahen diese germanische Religion als Teil der deutschen Kultur und Überlegenheit.
Noch heute gibt es Anknüpfungspunkte zwischen dem Neupagansimus und der rechtsextremen Szene. Sekten, wie die 2023 verbotene „Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e.V.“, vertreten germanisch-heidnische Glaubensgrundsätze, in denen Rasse- und Artzugehörigkeit eine zentrale Rolle spielen. Mitglieder der sogenannten Artgemeinschaft vebreiteten unter anderem nationalsozialistische Literatur unter Kindern und Jugendlichen, um diese für die rassistische Ideologie aufzuschließen. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums bildete die Sekte auch die ideologische Grundlage weiterer rechtsextremer Organisationen wie der "Sturm-/Wolfsbrigade 44" und der "Heimattreuen Deutschen Jugend e.V.". Nach deren Verbot wechselten Mitglieder zum Teil in die "Artgemeinschaft".
Auch der „Bund für Gotterkenntnis Ludendorff e.V.“ (BfG) , mit Sitz in Tutzing, ist eine rechtsextremistische Sekte. 1997 wurde er in Brandenburg aktiv und hat eine Tagungsstätte in Kirchmöser (Brandenburg an der Havel). Er verbindet germanisch-heidnische Glaubensansätze mit ethnopluralistischen Vorstellungen.
Keinesfalls sollte aber allen bekennenden Heiden eine Nähe zur rechten Szene unterstellt werden. Die deutschen paganen Gruppen sind sehr heterogen,und decken ein weites politisches Spektrum ab. Sowohl die internationale Pagan Federation als auch die deutsche Kampagne „Heidentum ist kein Faschismus“ distanzieren sich von Rassismus und Ausgrenzung.
In Werbig (Seelow) in Brandenburg ist die 1907 gegründete „Germanische Glaubens-Gemeinschaft“ (GGG) ansässig. Im Gegensatz zu anderen neuheidnischen Gruppen sieht sie sich als „echte Religionsgemeinschaft mit einer einheitlichen Glaubenslehre“. Seit 1992 gilt Géza von Neményi als ihr religiöses Oberhaupt. Von der oben genannten völkischen „Artgemeinschaft“ und der germanischen Abstammung als Mitgliedsvoraussetzung distanziert sich die GGG offiziell.
BLPB, Oktober 2013 (zuletzt aktualisiert November 2023)
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