Die scharfe Grenze zwischen Brandenburg und Polen ändert sich langsam, meint Darius Müller, Leiter des Schloß Trebnitz Bildungs- und Begegnungszentrum e. V. Wie und was er sich für die zukünftigen Beziehungen wünscht, erzählt er im Interview.
Wo steht Brandenburg heute?
Also ich weiß nicht, ob Brandenburg schon ein Champion ist, aber auf jeden Fall ein bisschen hidden schon. Das war eine ganz scharfe Grenze zwischen Brandenburg und Polen und das verändert sich langsam. Es gibt doch immer mehr Menschen, die Polnisch sprechen in Brandenburg. Es gibt auch viele bi-nationale Partnerschaften.
Es gibt immer mehr Kooperationen im Bereich Umweltschutz. Und es gibt jetzt schon Städte und Dörfer im Oderbruch, wo es hieß, die werden 20 bis 30 Prozent der Menschen verlieren, die jetzt plötzlich Zuwachs haben und mit dem kleinen Hype um die Tesla-Fabrik sieht man natürlich, dass das ein großes Thema geworden ist und Brandenburg sogar global, könnte man sagen, auf den Schirm der Öffentlichkeit gerutscht ist.
Ich glaube, das stärkt natürlich auch das Selbstbewusstsein der Brandenburger.
Was wird sich bis 2050 verändern?
Wirtschaftlich denke ich mir, dass sich das zu einem Wirtschaftsraum entwickeln kann. Auf der anderen Seite hoffe ich auch, dass die Brandenburger Seite noch mehr die polnische Seite entdeckt. Nicht nur, um dahin zu fahren, um zu tanken und Zigaretten zu kaufen, sondern auch, um kulturelle Angebote in Anspruch zu nehmen und touristische Highlights zu besuchen, so dass wir wirklich eine lebendige Grenzregion - wobei, man soll ja auch nicht Grenzregion sagen, sondern deutsch-polnischen Verflechtungsraum - bekommen, wo eine Kooperation auf Augenhöhe passiert, der sowohl wirtschaftlich, als auch kulturell die Menschen auf beiden Seiten der Oder bereichern wird.
Was müssen wir heute tun, damit wir auch in 30 Jahren gut in Brandenburg leben können?
Wir müssen uns weiter wirklich um diese Zivilgesellschaft kümmern. Wir müssen weiterhin mit der polnischen Seite in Kontakt bleiben, unabhängig davon, in welche Richtung sich die dortige Demokratie entwickelt. Die großen europäischen Projekte, die es in der Grenzregion gibt, müssen noch mehr darauf achten, dass sie nachhaltig sind.
Die interkulturelle Kompetenz, also auch Polnisch in der Grenzregion müsste gestärkt werden, Polnischunterricht an Schulen und Deutschunterricht auch auf der polnischen Seite. Wir brauchen viel mehr Treffpunkte, Plattformen von Begegnungen, die zur Tradition werden.
Ich glaube, das ist eine ganz gute Tendenz und wenn es so weitergeht, glaube ich, dann kommen wir wirklich gut voran.
Anm. d. Red.: Für die schriftliche Form wurden die Antworten redaktionell bearbeitet. Es gilt das gesprochene Wort. Den vollständigen Wortlaut hören Sie im Videoclip:
BLPB, November 2020
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