Die deutsche Öffentlichkeit sieht die polnische Energie- und Klimapolitik seit Jahren vor allem als eine Art Gegenentwurf zur deutschen Energiewende. Während in Deutschland das Ende der Nutzung der Nuklearenergie eingeleitet wird und die erneuerbaren Energien massiv ausgebaut werden, scheint Polen seine traditionelle Energiepolitik unbeirrt fortzusetzen. Besonders stark werden der mögliche Bau eines Atomkraftwerks in der Nähe der deutschen Grenze sowie die ungebremste Nutzung der Kohle als Energieträger kritisiert. Weniger Beachtung findet hingegen der Ausbau der erneuerbaren Energien vor allem der Windkraft in unserem Nachbarland.
Dabei wird vielfach unterschätzt, dass für Polen die Sicherheit der Energieversorgung vor allem geostrategisch gedacht wird. Das Land importiert mehr als 95 Prozent des Erdöls, beim Erdgas sind es über 60 Prozent. Diese Rohstoffe werden vor allem aus Russland bezogen. In jedem Fall steht der polnische Energiesektor aktuell vor vielen Herausforderungen, da es lange versäumt wurde, grundsätzliche Reformen auf den Weg zu bringen. Zugleich haben sich die internationale und europäische energiepolitische Umwelt in letzter Zeit stark verändert.
Im Rahmen der Reihe zu gesellschaftspolitischen Entwicklungen in unserem Nachbarland soll eine Reihe von aktuellen Fragen der polnischen Umwelt-, Energie- und Klimapolitik diskutiert werden: Wie stark sind die umweltpolitischen Unterschiede zwischen Deutschland und Polen wirklich? Wie hat sich die polnische Umweltpolitik unter der PiS-Regierung entwickelt? Welche Prioritäten werden in Warschau in der Klima-, Umwelt- und Energiepolitik aktuell gesetzt? Welche Rolle wird Polen bei der künftigen gemeinsamen europäischen Klima- und Umweltpolitik spielen?
Referent
- Dr. Andrzej Ancygier, Dozent an der New York University, Energie- und Klimapolitikexperte bei Climate Analytics
Moderation
- Prof. Dr. habil. Jochen Franzke, Universität Potsdam
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