Brandenburg ist nach Bayern bundesweit das zweitgrößte Gurkenanbaugebiet. Die Spreewaldgurke ist wohl das bekannteste Gemüse Ostdeutschlands. Seit mehr als 20 Jahren steht die Brandenburger Köstlichkeit unter EU-Schutz - es kann eben nur eine geben.
Holländische Einwanderer mit Gurkengeschick
Auf die Gurke, fertig, los! Das Motto des Spreewald-Marathons, der größten Breitensport-Veranstaltung im Land Brandenburg, kann durchaus der Ausgangspunkt für einen Sprint durch die Geschichte des berühmtesten brandenburgischen Gemüses sein.
Alles begann mit den slawischen Siedlern, die bereits im 7./8. Jahrhundert das grüne Kürbisgewächs im feucht-warmen Spreewald anbauten. Der Durchbruch kam allerdings erst mit den Holländern, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts in die Gegend um Lübbenau, heute eine Stadt im Landkreis Oberspreewald-Lausitz, einwanderten. Sie sollten als Tuchfabrikanten und Weber die heimische Wirtschaft ankurbeln, hatten aber weitaus mehr Erfolg mit den Gurkensamen, die sie mitbrachten. Bereits gegen Ende des 17. Jahrhunderts war der Gurkenanbau der wichtigste Erwerbszweig der regionalen Gemüsewirtschaft geworden.
Lübbenauer Entdeckertum
Im 19. und 20. Jahrhundert gelangen schließlich zwei Entdeckungen, die den Siegeslauf der Spreewaldgurke weiter ankurbelten: 1874 die Entdeckung des Lübbenauer Kaufmanns Schulz, dass die Gurke länger lagerfähig ist, wenn man sie einsticht (stichelt) und 1932 die Sterilisierung eingelegter Gurken. Damit waren die Spreewald-Gurken so lange haltbar, dass sie weit über die Region hinaus verkauft und gehandelt werden konnten. Gurken aus der Dose hieß es früher, heute wird das Gemüse als Gurke-to-go vermarket. Alte und neue Rezepte sind im Gurkenmuseum in Lehde zu sehen, dem einzigen in Deutschland.
Es kann nur eine geben - das ist bis heute die Überzeugung der Spreewälder und das haben sie sich auch von der Europäischen Kommission bestätigen lassen. Im März 2019 feierte die Gurke aus Brandenburg 20jähriges Jubiläum als "Geschützte Geografische Angabe". Die entsprechende EU-Verordnung bestätigt, dass da, wo Spreewaldgurke draufsteht, auch mindestens 70 Prozent Gurken aus dem Spreewald drin sind. Darauf gibt es ein blau-gelbes Siegel.
Alles DDR, oder was?
Manche gehen sogar soweit, die Spreewald-Gurke als Symbol für den Alltag in der DDR anzusehen. So meinte etwa Bernd Lichtenberg, der Drehbuchautor des Films "Good bye Lenin, der 2003 bundesweit ein Riesenerfolg war, die Spreewaldgurken erinnere viele Menschen, die in der DDR gelebt haben, an den Geschmack von Festen und Abendbroten. „Das fand ich als Gurkenbanause sowohl sympathisch als auch komisch und hielt die Gurke für ein gutes Motiv für die Alltagswelt der DDR“.* Tatsächlich ist die Spreewaldgurke eins der wenigen Lebensmittel, das nach der deutschen Einheit ohne Unterbrechung im Handel erhältlich blieb.
Die Produktion von Spreewälder Gurken ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Region. Die Branche hat aber in den letzten Jahren damit zu kämpfen, im Wettbewerb zu bleiben. Polnische Saisonarbeitskräfte helfen bei der Ernte ebenso wie auch im brandenburgischen Spargelanbau. Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns überspanne zum Teil die Leistungsfähigkeit der Gurkenbetriebe, so die Beschwerde von Landwirten. In der Folge seien bereits Anbauflächen reduziert worden. Auf der anderen Seite sind auch wir als Verbraucher gefragt. Welchen Preis sind wir bereit, im Supermarkt zu zahlen?
In Brandenburgs Töpfen: Frischer Gurken-Kartoffelsalat
Die Spreewaldgurke ist ein beliebtes Gemüse, das sich vielfältig verarbeiten lässt. Hier ein leckerer Sommertipp.
Zutaten für 4 - 6 Personen
- 1,5 kg Kartoffeln (vorwiegend festkochend)
- 1 Salatgurke
- 2 mittelgroße Gewürzgürkchen
- 2 mittelgroße Senfgurken
- 250 ml Essig (5%)
- 200 ml Speiseöl
- 1 Esslöffel Senf
- 1 Bund Dill
- ½ rote Zwiebel
- Salz/Pfeffer
Die Kartoffeln kochen und pellen. Die Salatgurke schälen. Kartoffeln und die Gurken mundgerecht würfeln und in eine Schüssel geben. Zur Seite stellen. Die kleingehackte rote Zwiebel und den Essig in einen Topf geben und alles einmal aufkochen. Wenn der Essigsud etwas abgekühlt ist, das Öl und den Senf darin verrühren und alles lauwarm über die anderen Zutaten gießen. Mit gehacktem Dill, Salz und Pfeffer abschmecken. Ca. zwei Stunden durchziehen lassen. Guten Appetit.
Und wer die Pfunde wieder loswerden will, der kann sich gleich auf den Gurken-Radweg machen.
BLPB, Juli 2019 (bearbeitet im Juli 2020)
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