Der Islam ist die jüngste und nach wie vor vitalste der drei monotheistischen Weltreligionen. Aber im Gegensatz zum modernen Christentum und der jüdischen Religion fordert der Islam bis heute nicht nur die geistige, sondern auch die weltliche Unterordnung.
Fast täglich tauchen Schlagworte wie Islam oder Islamismus in den Nachrichten auf. Meist unter negativen Vorzeichen, denn in den dazugehörigen Meldungen geht es fast immer um Terror, Anschläge, Krieg, Ausschreitungen, Rückständigkeit oder Menschenrechtsverletzungen.
Die Trennung dieser politischen Themen von religiösen Hintergründen fällt umso schwerer, da der Islam nicht zwischen weltlichen und religiösen Dingen unterscheidet. Für den Außenstehenden ist es deshalb schwer, ein differenziertes und objektives Bild vom Islam zu gewinnen.
Der Islam ist die jüngste und nach wie vor vitalste der drei monotheistischen Weltreligionen. Aber im Gegensatz zum modernen Christentum und der jüdischen Religion fordert der Islam bis heute nicht nur die geistige, sondern auch die weltliche Unterordnung. Schon in dieser Zeit und in dieser Welt soll das Reich Gottes erschaffen werden, sollen möglichst viele Völker im »Dar al-islam«, dem »Land des Islam«, leben. Die anderen Menschen freilich verharren noch unbefreit im »Dar al-harb«, dem »Land des Krieges«.
Mohammed, Prophet und Stifter des Islam, trat in der tiefen Überzeugung auf, die Menschheit endlich auf den rechten Weg zu führen. Er wollte das Werk, das vor ihm Abraham, Mose und Jesus begonnen hatten, erfolgreich zu Ende bringen. Obwohl der Siegeszug der Muslime mit dem Schwert begann und auch Mohammed das Schwert als legitimes Mittel zur Weiterverbreitung des Glaubens ansah – der Islam respektiert den Glauben der Anderen.
Als »Ahl al-kitab«, »Volk des Buches«, konnten Christen wie Juden zumindest Duldung einfordern. Eine Duldung, wie sie das Christentum seinen brüderlichen Religionen lange Zeit strikt verweigerte.
Schreckensvision für das christliche Europa
Dennoch blieb der Islam für das christliche Europa immer eine Schreckensvision. Ob 732 bei Tours und Poitiers oder 1529 vor den Toren Wiens – immer wieder wurde das grüne Banner des Propheten zu einem roten Tuch für das »Abendland«.
In der Gegenwart schließlich hat dieser Konflikt eine neue, umfassende, ja unfassbare Dimension angenommen. Einigermaßen ratlos steht der inzwischen eher den weltlichen Dingen zugewandte Westen dem ungebrochen expansiven Glauben der Muslime gegenüber, den er, so scheint es, weniger versteht als je zuvor.
Zu diesem Unverständnis tragen auch Unduldsamkeit und Fanatismus bei, mit dem sich in den letzten Jahrzehnten der Begriff Islam immer wieder verbindet, sei es durch die theokratischen Regimes im Iran oder in Afghanistan, sei es durch die barbarischen Selbstmordattentate auf das World Trade Center, in Nahost oder im Irak.
Längst hat der offene Konflikt auch Europa erreicht. Länder mit traditionell hohem Anteil von Muslimen wie Frankreich und Großbritannien stehen vor dem Scheitern ihrer Integrationsmodelle, und auch in Deutschland muss man zunehmend erkennen, dass man bisher nicht mit, sondern neben den hier ansässigen Moslems lebt.
Stehen wir also wirklich vor einem finalen Zusammenstoß der Zivilisationen? Die allabendliche Nachrichtenlage scheint dies in immer neuen Varianten zu bestätigen.
Höchste Zeit also, mehr zu erfahren über diese Religion – jenseits von mehr oder weniger begründeten Ängsten, aber auch von verklärender Orient- und Multikulti-Romantik.
Es geht darum, Verständnis zu wecken für eine im Grunde tief humanistische und ernsthafte Welt-Sicht, die uns in vielem fremd, aber auch nahe ist.
Die Entwicklung dieses Glaubens ist eingebettet in eine sich stark verzweigende Historie. Auf diese wird in gebotener Knappheit hingewiesen, vor allem, um aktuelle Ereignisse transparenter zu machen. Ziel ist es, durch Wissen mehr Gelassenheit im Umgang mit dem Islam zu erreichen. Und neuen Mut zu machen, vorurteilsfrei und offen mit den Trägern dieser Religion umzugehen.
Für Nura aus Michendorf gehört der Islam genauso zu Brandenburg wie sie. In „Brandenburg - ich glaub' daran“ erzählt sie vom Aufwachsen als Muslima in Brandenburg und wie sie mit Vorurteilen und Diskriminierungen umgeht.
Auszug aus: Peter Ortag, "Islamische Kultur und Geschichte", überarbeitete und korrigierte Auflage 2016
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Kommentare
Kommentierenwo sind die Zeitangaben für…
wo sind die Zeitangaben für die Bilder!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
AW: Zeitangaben
Klicken Sie auf die Grafiken, um sie komplett anzuschauen. Dort finden Sie Angaben zum Zeitverlauf. In Grafik 1 ist vom Autor Peter Ortag keine Zeitangabe vermerkt worden, daher ist der letzten Bezugspunkt das Erscheinungsdatum des Buches (2016). Wir haben es ergänzt, vielen Dank für den Hinweis. Beste Grüße
Ihre Landeszentrale
Die Karte im Abschnitt "Islam
Die Karte im Abschnitt "Islam heute", stärkt wiedermal die eurozentrische Sichtweise, der Islam sei mit Terrorismus und Konflikten verbunden. Für mich ist die Karte zu undifferenziert dargestellt.
Neuauflage Islamische Kultur und Geschichte
Die überarbeitete und aktualisierte Neuauflage des Buches von Peter Ortag "Islamische Kultur und Geschichte" wird im Juli 2016 erwartet. Mit freundlichen Grüßen, Ihre Landeszentrale.
Informativ mit Schwächen
Dieser Beitrag ist in kurzer und prägnanter Form informativ und trägt zum Verständnis über den Islam bei. Jedoch stolpterte ich auf nahezu fast jeder Seite über Rechtschreibfehler. Bei einer weiteren Auflage sollte dies vielleicht überarbeitet werden.
Überarbeitung
Hallo Nico, danke für den hilfreichen Kommentar. In der Online-Version beheben wir die Fehler umgehend. Mit freundlichen Grüßen, Ihre Landeszentrale
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