Brandenburg zählt heute zu den neueren Bundesländern. Historisch gesehen, gehört es aber in die Reihe der "alten" Länder, die im 12. Jahrhundert nach der Auflösung der frühen Stammesherzogtümer entstanden sind.
Der 11. Juni 1157 gilt als Geburtstag der Mark Brandenburg. Ein Anlass, sich selbst oder Freunde mit unserem beliebten Brandenbuch zu beschenken?
1157 gilt als Geburtsjahr der Mark Brandenburg. Der damalige Herrscher Albrecht I. von Brandenburg aus dem Geschlecht der Askanier, auch genannt Albrecht der Bär, hatte das Gebiet nach mehreren kriegerischen Auseindersetzungen für sich gesichert.
Wegen der historischen Wurzeln spricht man auch heute manchmal noch von der Mark, wenn Brandenburg gemeint ist und die Brandenburger werden Märker genannt.
Die neue Mark expandierte schnell. Die meisten Städte Brandenburgs entstanden in dieser Zeit, im 12./13. Jahrhundert. Kirchen und Klöster verbreiteten den christlichen Glauben. Bis Mitte des 14. Jahrhunderts entwickelte sich die Mark zum Kurfürstentum mit erheblicher politischer Macht. Dazu zählte das Recht auf Stimmabgabe bei der Kaiserwahl.
Sehr wichtig für die Identität der Brandenburger ist bis heute die Herrschaft der Hohenzollern, die von 1415 bis 1918 an der Macht waren. Unter ihnen entstand das Königreich Preußen, dessen Kernland Brandenburg war.
Die Karte zeigt die verschiedenen Entwicklungsphasen von der Vereinigung des "Kurfürstentum Brandenburg" mit dem "Herzogtum Preußen" (1618) bis zur Bildung des "Königreich Preußen" (1701) unter Friedrich III. Dieser wurde erster preußischer König unter dem Namen Friedrich I.
Nicht Friedrich II., sondern sein Vater, Friedrich Wilhelm I., gilt als der Begründer der preußischen Tugenden. Er hatte mit seiner Thronbesteigung einen heruntergekommenen, überschuldeten Staat übernommen und ihn mit harter Hand reformiert und saniert.
Seine besondere Vorliebe galt seiner Leibgarde, den „Langen Kerls“. Er ließ europaweit nach ihnen suchen und zahlte hohe Summen für sie. Auch wenn er nie einen Krieg führte, ging Friedrich Wilhelm I. wegen seines Engagements für das preußische Heer doch mit dem Beinamen „Soldatenkönig“ in die Geschichte ein.
Mit Preußen werden bis heute ganz unterschiedliche Traditionen verbunden. Auf der einen Seite steht der „preußische Militarismus“ mit seinem Machtanspruch und einer Gesellschaft, die sehr stark vom Militär geprägt war. Auf der anderen Seite werden die so genannten preußischen Tugenden wie Disziplin, Pünktlichkeit und Toleranz betont.
Die Karte zeigt Preußens Gebietsausdehnung unter Friedrich II. Grundlage der Landgewinne waren Kriege.
Der Nachfolger Friedrich II., sein Neffe Friedrich Wilhelm II., hatte nichts vom Charakter seines Onkels. Aufgrund seines ausufernden Lebensstils wurde er im Volksmund auch "Der dicke Lüderjahn" (Taugenichts) genannt. Unter seiner Herrschaft vergrößerte er das Gebiet Preußens um mehr als ein Drittel. Eine große Rolle spielten dabei die Teilungen Polens zwischen Russland, Österreich und Preußen. Die Bevölkerungszahl Preußens war zu dieser Zeit auf fast 9 Millionen angewachsen.
Von 1806 bis 1807 hatten sich Preußen, das Kurfürstentum Sachsen und Russland gegen Frankreich (Napoleon Bonaparte) verbündet. Die Friedensverträge von Tilsit beendeten den vierten Krieg, den beide Seiten gegeneinander führten. Der Friedensschluss teilte Osteuropa in eine französische und eine russische Interessensphäre. Preußen fiel auf den Status einer europäischen Mittelmacht zurück.
Die Karte zeigt das Gebiet Preußens nach dem Wiener Kongress von 1815. Nach der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht von Leipzig beriefen die Siegermächte den Kongress ein. Er sollte Europa neu ordnen und ein Gleichgewicht der Mächte schaffen. Im Ergebnis des Kongresses entstand die "Provinz Brandenburg".
Die Ordnung, die der Wiener Kongress in Europa geschaffen hatte, hielt fast 100 Jahre. Sie fand 1914 ihr Ende mit dem Beginn des 1. Weltkriegs.
Die Karte zeigt die Gebietsentwicklung Preußens bis zum Ende des 1. Weltkriegs. 1871 wurde Preußen Teil des "Deutschen Kaiserreichs" - als größter und bestimmender Staat. Die Könige Preußens waren von 1871 an zugleich auch Kaiser des Deutschen Reiches.
Das Ende des 1. Weltkriegs bedeutete auch das Ende der Monarchie in Deutschlands und damit auch das Ende des preußischen Königtums. Nach dem Krieg verliert Preußen große Teile seines Gebietes. Als Freistaat wird es in der Weimarer Republik zu einem Pfeiler des jungen demokratischen Staates, 1932 aber durch Absetzung der Regierung praktisch entmachtet (Preußenschlag). Im NS-Staat wird die preußische Provinz Brandenburg 1939 offiziell in "Mark Brandenburg" umbenannt.
Die Karte zeigt diese Entwicklung Preußens bis zum Ende des 2. Weltkriegs.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Staat Preußen von den Siegermächten aufgelöst und 1947 das Land Brandenburg gebildet. 1949 wurde das Land Teil der neu gegründeten DDR.
Als Folge des Krieges verlor Brandenburg ein Drittel seines Gebietes an Polen. Die dort noch lebende deutsche Bevölkerung musste die Gebiete verlassen. Auch aus anderen Teilen Europas wurden Menschen nach dem 2. Weltkrieg vertrieben. Mehr als 750.000 Menschen suchten in Brandenburg einen Neuanfang. Fast jede Familie machte Erfahrungen mit Flucht und Vertreibung.
Die Karte zeigt die Gebietsentwicklung Preußens/ Brandenburgs nach 1945.
1952 fand in der DDR eine Verwaltungsreform statt. Die Länder Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen wurden aufgelöst und in Bezirke aufgeteilt. Brandenburg ging in den Bezirken Potsdam, Frankfurt/ Oder und Cottbus auf.
Am 3. Oktober 1990 erfolgte die Neugründung des Landes Brandenburg im Zuge der deutschen Wiedervereinigung. Brandenburg wurde Teil der Bundesrepublik Deutschland. Um willkürliche Gebietszuordnungen durch den SED-Staat auszugleichen, wurde 1992 zwischen den Ländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ein Staatsvertrag über die Änderung der gemeinsamen Landesgrenze geschlossen.
Die gesellschaftlichen Umbrüche, die es im Verlaufe der Deutschen Einheit gab, sind wohl kaum mit einem anderen Zeitraum in der Geschichte Brandenburgs zu vergleichen. Doch die Brandenburger sind stolz auf das, was sie in den letzten Jahrzehnten erreicht haben. Wohl nicht zuletzt auch deshalb haben sie bislang alle Vereinigungspläne mit Berlin abgelehnt.

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Leichte Sprache: Die Geschichte von Brandenburg
Brandenburg ist bei weitem kein „neues“ Land, sondern gehört in die Reihe der „alten“ Länder, deren Existenz auf die Errichtung von Territorialherrschaften nach der Auflösung der frühen Stammesherzogtümer zurückgeht. 1157 nannte sich der Askanierherrscher Albrecht der Bär in Anlehnung an eine ihm gehörende slawische Festung „Markgraf in Brandenburg“. Die neue Markgrafschaft expandierte rasch, wurde von flämischen und deutschen Kolonisten besiedelt, erstarkte wirtschaftlich und politisch. Die Goldene Bulle von 1356, die wichtigste Gesetzessammlung des Heiligen Römischen Reiches, bestätigte Brandenburg als eines der sieben Kurfürstentümer des Reiches.
Seit 1415 herrschten die Hohenzollern über Brandenburg, das 1701 zum Kernland des Königreichs Preußen wurde. Dessen Könige trugen zwischen 1871 und 1918 auch die deutsche Kaiserkrone. Mit dem Namen Hohenzollern waren sowohl der vielgeschmähte „preußische Militarismus“ als auch die „preußischen Tugenden“ wie Disziplin oder Toleranz verbunden.

© Cleo-Petra Kurze
1947 löste der Alliierte Kontrollrat den Staat Preußen auf. Dennoch beruht die Brandenburger Landesidentität noch heute auch auf diesem Teil der Vergangenheit. Bauten der Hugenotten und anderer Glaubensflüchtlinge, die im Zuge der staatlichen, preußischen Toleranzpolitik ins Land kamen, prägen das Bild vieler Brandenburger Orte, nicht zuletzt der Landeshauptstadt. Seit 1991 ruhen die Gebeine von König Friedrich II. neben seinem Schloss Sanssouci.
Das Land Brandenburg, das 1947 aus der gleichnamigen preußischen Provinz hervorgegangen war, hatte nur fünf Jahre Bestand. 1952 entschied die SED-Führung, die Bezirke Potsdam, Cottbus und Frankfurt/Oder als neue administrative Einheiten zu bilden.
Nach der Neugründung des Landes Brandenburg am 3. Oktober 1990 lebte auch die Verbundenheit mit der historischen Region wieder auf. Bis heute bezeichnen sich die Brandenburger gern selbst als Märker oder ist von der Mark die Rede, wenn Brandenburg gemeint ist.
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BLPB, Juli 2016
Linktipps
- Bundesland Brandenburg
Vom Kernland Preußen zum größten der neuen Länder – Geschichte und Politik des Landes Brandenburgs. (Dr. Werner Künzel)
- Historisches Lexikon Brandenburgs
Die Entstehung der Mark Brandenburg (Brandenburgikon der Uni Potsdam)
- Der vergessene Feiertag
Gedanken zum Brandenburg-Geburtstag von Renè Lehmann
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Kommentare
KommentierenErgänzung
Im Text heißt es "Schon 1157 nannte sich der Askanierherrscher Albrecht der Bär in Anlehnung an die von ihm besetzte slawische Festung „Markgraf in Brandenburg“" ... und da schwingt sie auch schon wieder mit, die allseits gewohnte Selbstbezichtigung. Nichts gegen ein kritisches Geschichtsbild, nur liegen hier die Dinge wohl ein wenig anders... Wenn man schreibt "..die von ihm besetzte slawische Burg..." so versteht eigentlich jeder, der sich mit dem Thema nicht weiter befaßt hat, daß hier jemand einem anderen in böser Ansicht etwas wegnahm.
Man kommt zwangsläufig zu dem Schluß, das der Vorgang eigentlich negativ zu bewerten sei. Für jene, die im 19. Jh. eine historisch untermauerte Legitimation für die Entstehung eines deutschen Nationalstaates brauchten, war der Vorgang ein Teil der Deutschen Ostkolonisation/Ostsiedlung (ein rückwirkend projizierender Begriff der sich seltsamerweise bis heute gehalten hat). Jene, die das Deutsche rundherum ablehnen, nutzen diesen Begriff um das, was die Affirmanten unter Ostkolonisation verstanden zu verdammen und um somit gleich auch den ersten Makel dieses Gebildes festmachen zu können.
Da sich ein waschechter und leidenschaftlicher Brandenburger aber nicht um die Deutungsspielchen von irgendwelchen Leuten scheren muß, die entweder allzu gern oder nur beschämt Deutsche sein wollen, empfehle ich die Brandenburger Sicht der Dinge, die der Wirklichkeit meines Erachtens auch am nächsten kommt: Adalbert von Ballenstedt (Albrecht der Bär) war tatsächlich der rechtmäßige Erbe der Burg. Das Erbe wurde im Jahre 1150 angetreten (oder hätte angetreten werden sollen) nachdem sein Freund Pribislaw-Heinrich starb. Pribislaw-Heinrich war der letzte slawische Fürst der Heveller auf dem Thron einer Burg, die an dem Ort stand, den wir heute als Brandenburg-Stadt kennen. Schon zu Lebzeiten vermachte der kinderlose Fürst dem erstgeborenen Sohn Albrechts, dem späteren 2. Markgrafen Brandenburgs Otto I. die Zauche als Taufgeschenk (liegt im heutigen Landkreis Potsdam-Mittelmark) Pribislaw-Heinrich starb 1150, der Tod wurde durch seine Frau 3 Tage lang geheim gehalten, bis Albrecht sein Erbe antreten konnte. Irgendwann kam es dann allerdings tatsächlich zu einem aggressiven Akt, nämlich dann als Jaxa von Köpenick sich der Burg bemächtigte. Jaxa war ebenfalls ein Slawischer Fürst, vom Stamme der Sprewanen und zu diesem Zeitpunkt noch nicht christlich. Er war evtl. auch ein Neffe Pribislaw-Heinrichs. Jedenfalls besetzte Jaxa die Brandenburg für eine Weile bis sie sich Albrecht am 11. Juni 1157 (der Geburtstag unseres schönen Landes) wieder zurückholte. Mit der sich anschließenden Flucht Jaxas ist die Schildhorsage verbunden. ...
übrigens... Markgraf von Brandenburg nannte sich Albrecht der Bär nicht "schon" 1157 sondern "erst" und zwar soll dies mit einer Unterschrift unter einer Urkunde am 3. Oktober 1157 geschehen sein. Der Titel "Markgraf von Brandenburg" wurde ihm zuvor schon mehrmals zugewiesen, er führte ihn aber nicht.
... ach so, eine Sache vielleicht noch: Wir Brandenburger sind nicht die Nachfahren "deutscher"/sächsische Kolonisten (damals lag Sachsen noch im Westen - und das hat nichts mit Plattentektonik zu tun, ist aber ´ne andere Geschichte). Wir Brandenburger sind die Nachfahren "deutscher" Kolonisten und slawischer Siedler, die sich hier vermischten. Auch standen sich hier nicht slawische und sächsische/deutsche Kultur gegenüber sondern nichtchristliche und christliche. Natürlich gab es auch Kampf, Streit, Mißgunst, Mord und Totschlag aber das halte ich für die Art Politik im 12. Jh. zu betreiben für relativ alltäglich.
Wir Brandenburger blieben auch über die Jahrhunderte hinweg durch stete Zuwanderung eine Prommenadenmischung und das ist gut so! Mehr Brandenburg wagen! - ohne künstlich herbeigeschriebenen Gründungsmakel!
Danke für Ihre Anregungen
Vielen Dank für Ihre Anregungen, die wir in unsere aktualisierte Seite gern aufgenommen haben. Beste Grüße, Ihre Landeszentrale
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