Früher hielten Susanne und Julia Brandenburg für langweilig, aber mit dem gewissen Heimatgefühl. Heute ist es auf eine spröde, unaufdringliche Weise reizvoll. Typisch preußisch ist der brachiale Humor der Brandenburger. Sachsen witzeln subtiler, deshalb eckt man dort erst mal an.
Susanne und Julia Magister, geb. 1983/1987 in Finsterwalde (Elbe-Elster), Beutesächsinnen seit 2003 und 2007
Ehe ich nach Sachsen zog, habe ich mir kaum Gedanken über meine persönliche regionale Identität gemacht – und was selbst so eine kurze räumliche Distanz schon für Unterschiede mit sich bringen kann. Brandenburg hielt ich früher für langweilig, aber immer mit dem gewissen Heimatgefühl dabei. Heute finde ich es auf eine spröde, unaufdringliche Weise reizvoll. Ich habe mich erst aus der Ferne damit beschäftigt. Lange Zeit fand ich den sächsischen Dialekt schlimm. Sogar manche Professoren an der Uni haben gesächselt, in meinen Augen minderte das ihre Kompetenz. Mittlerweile finde ich die Sprache nicht mehr ganz so schlimm, manchmal weckt der Dialekt sogar Heimatgefühle. Nur selber möchte ich nachwievor möglichst nicht damit anfangen.
Mein Sachsenbild ist ein Dresdenbild. Meine Großeltern waren Dresden-Fans der Kultur wegen, die diese Stadt bietet. Manchmal nervt mich, dass auch die jungen Dresdner so patriotisch sind. Das ist mir erst mit der Zeit aufgefallen. Ich sehe da das noch immer irgendwie präsente Tal der Ahnungslosen, in dem man im eigenen Saft geschmort hat und allem Neuen erst mal kritisch gegenübergetreten ist. Ich muss regelmäßig raus und reisen. In Sachsen darf man nicht zu sehr im eigenen Saft schmoren. Dann kommt man klar.
Susanne
Als ich wegzog aus Brandenburg nahm ich mir vor, öfter nach Hause zu kommen. Ich bin Trainerin in einem Artistikverein in Finsterwalde, in dem ich als Kind auch selbst war. Deshalb fahre ich fast jede Woche einmal heim. Ich habe in dem Verein viel mitgenommen, genauso in der Jungen Gemeinde. In Dresden habe ich bis heute nichts Vergleichbares gefunden.
Trotzdem war es toll für mich, nach Sachsen zu gehen, in dieselbe Stadt wie meine ältere Schwester. Ich hatte mich auch nur in Dresden an der Uni beworben, eigentlich krass, wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, dass ich so ein positives Sachsenbild hatte. Mittlerweile ist mir klar, dass es völlig unreflektiert war.
Julia
Typisch preußisch ist der brachiale Humor der Brandenburger. Der gehört einfach dazu. Sachsen witzeln subtiler, deshalb eckt man dort als Brandenburger erst mal an. Sachsen sind auch pedantischere Autofahrer, die sehr auf ihr Recht beharren. In Südbrandenburg sind die Leute insgesamt freundlicher und haben mehr Zeit, das ist aber mehr ein Kleinstadt-Großstadt-Phänomen als ein nachbarschaftliches.
Susanne & Julia
Text: Dr. Tanja Kasischke, 2014
für die Wanderausstellung "Wir Beutesachsen, ihr Beutemärker"
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