Beutemärker und Beutesachsen

Lebenswege und Mentalitäten

"Brandenburger sind poltrig. Die Sachsen freundlicher, nur die sächsischen Bäckersfrauen nicht". Zwei Journalistinnen haben Menschen, die von Brandenburg nach Sachsen und umgekehrt gezogen sind, nach ihrem Bild vom Nachbarn gefragt. Persönlich, mit Sinn für Humor und Geschichte.

In der Ausstellung im Bahnhof Potsdam
Foto: Kulturland Brandenburg

"Brandenburger sind zunächst poltrig", findet Anne-Kathrin Schöler-Rensch. Sie ist selbst Brandenburgerin, 1981 in Cottbus geboren und aufgewachsen, jetzt aber in Dresden zu Hause. Auch Constanze Wagenschwanz aus Finsterwalde, Jahrgang 1983, lebt jetzt in Sachsen. Sie meint "Brandenburger haben es nicht so mit Komplimenten. Sachsen sind allgemein freundlicher, nur die sächsischen Bäckersfrauen nicht." Manuel Schöbel, 1960 in Dresden geboren, hat lange in Brandenburg gelebt. Für ihn sind hier nicht die Städte das Schönste, "Brandenburg offenbart sich in Enklaven."

Die Journalistinnen Barbara Tauber und Tanja Kasischke, die eine Wahlbrandenburgerin, die andere ging zuerst nach Sachsen, später nach Brandenburg, interessiert, was Sachsen und Brandenburger heute übereinander denken.

„Wir Beutesachsen, ihr Beutemärker“ ist eine Wander-Ausstellung von Barbara Tauber und Dr. Tanja Kasischke. Mit Bildern von Malou von Simson und Amac Garbe.

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Deshalb haben sie Männer und Frauen, die von Brandenburg nach Sachsen oder umgekehrt gezogen sind, interviewt. Entstanden sind ganz persönliche Sichtweisen auf das Verhältnis von Beutesachsen und Beutemärkern, die mit Humor und einem Sinn für Geschichte von den feinen Unterschieden erzählen und zeigen, was Heimat – besonders für die junge Generation – in Zeiten der Globalisierung bedeutet (siehe Infokasten).

Sachsen und Preußen, beide stehen für Aufstieg und Niedergang, aber auch für eine Geschichte wechselvoller Beziehungen, deren Folgen bis heute merklich sind. Zunächst in Wohlwollen einander zugetan, dann im Krieg entzweit, als Staaten untergegangen und sich zuletzt als neue Bundesländer im wiedervereinigten Deutschland nochmals auf den Weg gemacht, um ihren Platz zu finden.

Dass es heute zwischen den beiden Nachbarn längst nicht nur um Geschichte geht, wird denen klar, die mit den Menschen sprechen. Zum Beispiel in der Niederlausitz, dort, wo vor 200 Jahren die Sachsen praktisch über Nacht zu Preußen wurden, nachdem der Wiener Kongress von 1814/15 Europa neu geordnet und große Teile Sachsens, darunter die Niederlausitz und die Hälfte der Oberlausitz, Preußen zugeschlagen hatte. Wie denken die Menschen vor Ort, südbrandenburgisch oder nordsächsisch?

Wer durch die Region reist, erhält so auseinanderklaffende Antworten, als ginge es nicht um Vergangenes, sondern um die Zukunft. Die Menschen, die alten Postmeilensteine, Architektur wie Wappenschilde, Speisekarten reden zweierlei Dialekt. 'Muss-Preußisch' und erinnerungssächsisch, erz- neben beutebrandenburgisch."*

Was meinen Sie? Sind Sie selbst ein Beutesachse oder Beutemärker oder kennen welche, dann schreiben Sie uns von Ihren Erfahrungen mit dem oder der anderen. Jedes Interview, das Sie auf den nächsten Seiten finden, ist mit einer Kommentarfunktion versehen.

Gut zu wissen! Tanja Kasischke prägte den Begriff Beutemärker 2010, als sie im Ruhrgebiet Menschen nach ihren märkischen Wurzeln befragte. Der Begriff der Beutesachsen geht indessen weiter in die Geschichte zurück. Er bezeichnet Sachsen, die unfreiwillig unter die Herrschaft fremder Mächte geraten sind. Nach dem Wiener Kongress von 1814/15 wurden sie offiziell auch als Muss-Preußen bezeichnet, Sachsen, die nach Preußen mussten, als Kriegsbeute sozusagen.

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Landeszentrale, August 2014

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